Fast kein Medium konsumieren: Immer mehr «News-Deprivierte»

Immer mehr Menschen konsumieren sehr wenig News, wie eine neue Studie zeigt. Dabei sollte eigentlich ein inländisches Medium konsumiert werden.

Eine Frau tippt auf ihrem Smartphone. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Personen in der Schweiz konsumieren unterdurchschnittlich wenig News.
  • Der Anteil der «News-Deprivierten» stieg von 2009 bis 2019 auf 36 Prozent an.
  • Die News-Deprivation sei laut der Studie aber in mehrfacher Hinsicht problematisch.

In der Schweiz gibt es immer mehr Personen mit einem weit unterdurchschnittlichen Newskonsum. Der Bevölkerungsanteil der «News-Deprivierten» stieg von 2009 bis 2019 um 15 Prozentpunkte auf 36 Prozent. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es gar 56 Prozent. Das stellen die Autoren des neusten Jahrbuchs «Qualität der Medien» fest.

Demnach sind nicht nur die «News-Deprivierten» mit relevanten Hardnews unterversorgt, sondern auch die «Global Surfer». Während die «News-Deprivierten» generell wenig News konsumieren, gelten die «Global Surfer» zwar als newsaffin. Aufgrund ihres Medienmenüs werden sie aber unzureichend mit regionaler und nationaler Berichterstattung konfrontiert.

Konsum von inländischem Medium sei notwendig

Die Versorgung mit Angeboten aus dem Inland sei aber notwendig. Dies, um auf informierter Grundlage die demokratischen Grundrechte ausüben oder an der Öffentlichkeit eines Landes, teilnehmen zu können. Das heisst es in der Studie weiter.

Die News-Deprivation sei in mehrfacher Hinsicht problematisch. Sie gehe einher mit geringerem politischem Wissen und mit geringerer Teilhabe am politisch-demokratischen Prozess. Die News-Deprivation korreliere weiter mit geringerem Vertrauen in staatstragende Institutionen.

Nicht zuletzt sei das gesellschaftliche Bild der «News-Deprivierten» stärker emotional und bedrohlich aufgeladen: Skandale und Krisen, Unfälle, Katastrophen und Anschläge fänden stärker Eingang in die Newsfeeds solcher Nutzergruppen. Und: Die prioritäre Nutzung von sozialen Medien fördere die News-Deprivation.

Sozialem Medium wird weniger vertraut

Trotz des Bedeutungsgewinns von Plattformen wie Facebook, Google, WhatsApp, Snapchat oder Instagram: In 38 untersuchten Ländern, so auch in der Schweiz, wird klassischen Informationsmedien deutlich mehr vertraut (47 Prozent) als Informationsquellen. Suchmaschinen oder Social Media kommen nur auf 29 respektive 17 Prozent.

Die intensivsten Social-Media-Nutzer, also die jüngsten Befragten, misstrauen den Nachrichten auf Social Media am meisten (62 Prozent). Insgesamt gibt es den bemerkenswerten Befund, dass die zunehmende Nutzung sozialer Medien mit sinkenden Vertrauenswerten in diese Plattformen einhergeht.