Frauen gehen kaum oben ohne in die Badi – ausser in Bern

In der Schweiz ist Oben-ohne-Baden für Frauen erlaubt, darauf wurde diesen Sommer oft hingewiesen. Dennoch geht kaum eine Schweizerin ohne Oberteil in die Badi.

Oben-ohne-Baden ist in der Schweiz zwar erlaubt, wird aber kaum praktiziert. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zürcherinnen reklamierten diesen Sommer die Ungleichbehandlung der Geschlechter in Badis.
  • Dadurch wurde bekannt: Oben-ohne-Baden ist in der Schweiz nicht explizit verboten.
  • Von dieser Möglichkeit Gebrauch machen jedoch fast nur Bernerinnen.

Vier Zürcher Gemeinderätinnen stellten kürzlich in Hallen- und Freibädern eine Ungleichbehandlung der Geschlechter fest. Die städtische Badeordnung besagt, dass Baden «ausschliesslich mit ordentlicher Badekleidung» erlaubt ist. Deswegen forderten sie Auskunft vom Stadtrat.

Dieser versicherte aber, dass es keine unterschiedliche Behandlung in den Zürcher Badis gebe. Folglich ist Oben-ohne-Baden in Zürich nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen erlaubt.

Doch: Laut Dorian Eichholzer vom Sportamt Zürich wird dies kaum praktiziert: «Das Bedürfnis danach ist sehr gering.» Nur im Frauenbad Stadthausquai werde diese Möglichkeit vermehrt genutzt. Nau.ch hat nachgefragt, wie es in anderen Schweizer Badis aussieht.

Bern ist die freizügigste Stadt

Im Lorrainebad in Bern machen sich immer mal wieder Frauen obenrum frei, wie Badmeister Patrick Geissbühler verrät. Der speziell eingerichtete FKK-Bereich werde zwar überwiegend von Männern genutzt. Aber: «Beim Sonnenbaden und teilweise beim Restaurant wird verhältnismässig oft kein Oberteil getragen.»

Reklamationen wegen Belästigungen oder weil sich jemand von den nackten Frauenoberkörpern gestört fühlte, habe es bisher keine gegeben. Das Lorrainebad sei «bekannt für seine Offenheit und Toleranz», wie Patrick Geissbühler meint.

Damit ist Bern aber offenbar allein. In anderen Deutschschweizer Grossstädten sieht man kaum je eine Frau, die sich oben ohne in der Badi sonnt. Laut Roland Hofer, Abteilungsleiter Anlagebetrieb bei der Stadt St.Gallen, kommt dies praktisch nie vor.

Hofer verweist aber auf die aktuelle Badeordnung. Wie in Zürich wird auch in St.Gallen eine «ordentliche Badekleidung» vorausgesetzt. Zu dieser gehöre bei Frauen auch ein Oberteil. «Solange sich andere Gäste nicht über das Auftreten beklagen», würden die St.Galler Badis aber bei Verstoss gegen die Badeordnung nichts unternehmen.

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Auf die Frage, ob das Oben-ohne-Baden für Frauen erlaubt ist, sagt Bruno Milesi vom Seebad Luzern: «Ja klar ... Freies Land.» Aber auch in dieser Stadt sei das Bedürfnis danach nur äusserst gering.