Geldautomaten stehen weiterhin stark im Visier von Kriminellen
Schweizer Geldautomaten sind bei Kriminellen stark begehrt. Schon 24 Mal sind seit Jahresbeginn Bancomaten geknackt worden.
Mit Sprengstoff, Gas oder einfach mit einem Seil: Seit einigen Monaten werden Schweizer Geldautomaten, insbesondere im Jurabogen, wieder vermehrt zur Zielscheibe krimineller Banden. Das zwingt die Banken, den Nutzen der Automaten gegenüber den Risiken neu abzuwägen.
Seit Anfang Jahr wurden in der Schweiz bereits 24 Mal Bancomaten von Kriminellen geplündert. Zwischenzeitlich sind die Taten laut Bundesamt für Polizei (Fedpol) zwar zurückgegangen. Doch allein im ersten Halbjahr 2024 stieg die Anzahl Zwischenfälle wieder auf drei Viertel aller 2023 verübten Überfälle.
«Es gibt vier kriminelle Hauptnetzwerke, die in der Schweiz aktiv sind: Niederländer, vor allem marokkanischer Herkunft, Rumänen, Serben oder solche aus dem albanischsprachigen Raum», erklärt eine Sprecherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.
Unterschiedliche Methoden
Die Methoden sind vielfältig: Sprengstoff und Gas kommen ebenso zum Einsatz wie Einbrüche oder elektrische Manipulationen der Bancomaten. Manchmal reicht auch ein Seil, um die Automaten mit einem Fahrzeug aus der Verankerung zu reissen.
Die Polizei arbeitet mit den Banken und den Herstellern der Geldautomaten zusammen. «Wir sensibilisieren die Banken durch Präventionsmassnahmen wie isolierte Bancomaten, die Reduktion der Geldmenge pro Automat oder die Verwendung von Tinte», sagte die Sprecherin. Wie hoch die durchschnittliche Beute ist und wie viel Geld für die Prävention ausgegeben wird, wollten die Banken auf Anfrage nicht sagen.
«Die Entschlossenheit der organisierten Banden scheint keine Grenzen zu kennen», bedauert die Neuenburger Kantonalbank. Die Bank versichert, dass die Automaten ständig erneuert werden, um den neuesten Sicherheitsstandards zu entsprechen.
Betrieb wird teilweise eingestellt
Für die Jurassische Kantonalbank ist die Aufrechterhaltung des Betriebs gewisser Automaten und Filialen gar nicht mehr vertretbar. Sie sieht sich angesichts der zunehmenden Überfälle auf Filialen und Automaten sowie der geringen Zahl von Transaktionen am Schalter gezwungen, den Betrieb an einigen Standorten bald einzustellen, wie eine Sprecherin sagte.
Ein Trend, der auch in Nachbarländern wie Frankreich zu beobachten ist, wo seit 2018 rund 8500 Geldautomaten abgebaut wurden. Bis Ende 2023 soll die Zahl der aus dem Betrieb genommenen Automaten laut einem Bericht der französischen Zentralbank Banque de France vom Juli auf total 44'123 Automaten steigen.
Um die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld trotzdem sicherzustellen, setzen gewisse Finanzdienstleister in der Schweiz auf eine gemeinsame Strategie. So will etwa die Betreiberin der Schweizer Börse SIX gemeinsam mit der Post und deren Finanztochter Postfinance die Verwaltung der Bancomaten zusammenlegen.
Eine Idee sei etwa die Kombination von Schalterdienstleistungen, wie ein Sprecher gegenüber AWP erklärte. Er beziffert die Anzahl der Postfilialen auf 770. Dazu kämen 280 MyPost24-Automaten und 1200 Postschalter, die mit Partnern betrieben werden. So müssten sich die Kunden weniger darum kümmern, wo sich der nächste Automat ihrer Bank befindet, sondern könnten einfach den nächstgelegenen Bancomat aufsuchen.