Gemeinden am Bodensee verbieten das Blumengiessen
Das Trinkwasser wird knapp. Deshalb verbieten einzelne Gemeinden am Bodensee das Rasensprengen und Blumengiessen. Auch Bauern sind betroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die anhaltende Trockenheit lässt den Wasserverbrauch steigen.
- Deswegen ist Gemeinden am Bodensee das Blumengiessen untersagt.
Die Hitze in Europa liess auch in den letzten Tagen nicht nach. Wegen der anhaltenden Trockenheit wird das Wasser immer knapper. Einzelne Gemeinden am Bodensee haben deshalb das Rasensprengen und Blumengiessen verboten. Betroffen sind alle Gemeinden der Gruppenwasserversorgung Oberland, bestätigte deren Präsidentin, Fabienne Schnyder, einen Bericht in der «Thurgauer Zeitung» vom Freitag. Grund für die Massnahmen seien Kapazitätsengpässe. Ende Juli verbrauchten die angeschlossenen Betriebe und Haushalte 4800 Kubikmeter Wasser pro Tag, mehr als eineinhalb Mal so viel wie das Kontingent von 3000 Kubikmetern beträgt.
Verbot für zwei Wochen
Das Wasser für die angeschlossenen Gemeinden Altnau, Güttingen und Langrickenbach kommt aus dem Bodensee und wird vom Seewasserwerk Kesswil sichergestellt. Da wegen der Trockenheit zu viel Wasser verbraucht wurde, konnten trotz maximaler Pumpleistung die Reservoirs nicht mehr gefüllt werden. Die Verantwortlichen des Seewasserwerks schlugen Alarm.
«Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser hat absolute Priorität», sagte Schnyder, die auch Gemeindepräsidentin von Langrickenbach ist. Deshalb ist es verboten, Blumenbeete oder Rasenflächen zu bewässern, Swimmingpools zu füllen oder Autos zu waschen. Das Verbot gilt mindestens zwei Wochen lang oder bis es wieder ausgiebig geregnet hat. «Ich hoffe aber auf gesunden Menschenverstand und Sozialkontrolle», sagte Schnyder gegenüber Keystone-SDA.
Keine Bewilligung für neue Kulturen
Die Bauern im Versorgungsgebiet durften seit Mittwoch weder Wiesen noch Äcker noch Obstanlagen mit Leitungswasser bewässern. Einzig bereits angepflanzte Gemüse- oder Beerenkulturen durften noch bewässert werden. Neupflanzungen wurden nicht bewilligt.
Die Wasserknappheit trifft Bauern umso mehr, weil sie im milden Klima am Bodensee auf Gemüse-, Obst- und Beerenkulturen setzen und im Thurgau die Wasserentnahme aus kleineren Fliessgewässern bereits seit dem 13. Juli verboten ist. Einzige Alternative blieb das Wasser aus dem See, welches die Bauern am Kieshafen in Güttingen abpumpen durften.
Da die Massnahmen rasch wirkten und der Wasserverbrauch im Versorgungsgebiet zurückging, sei das Regime für die Landwirte am Freitag etwas gelockert worden. «Wir müssen von Tag zu Tag schauen, dass das Wasser für alle reicht und bleiben im Gespräch mit den Bauern», sagte Schnyder.
Wenn die Krise überstanden sei, müssten sich die Gemeinden im Versorgungsgebiet Gedanken über die Zukunft machen, zum Beispiel über ein höheres Bezugskontingent, was zu Mehrkosten führen werde. Zudem werde man sich überlegen, welche Alternativen es für die Bewässerung von Kulturen gebe.