In diesen Branchen muss man nun um den Job zittern

Hier 440 Jobs weg, dort 90 Kündigungen: In der Schweiz werden derzeit viele Stellen gestrichen. Betroffen sind unter anderem die Industrie und der Handel.

Unter anderem die Industrie läuft es derzeit nicht rund. Ein Experte erwartet in diversen Branchen weitere Stellenstreichungen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In diversen Branchen werden derzeit Stellen abgebaut.
  • Betroffen sind unter anderem die Industrie, der Detail- und Grosshandel und die Medien.
  • Dank des Fachkräftemangels in anderen Branchen finden Entlassene meist schnell Jobs.

In vielen Firmen kommt es zu Entlassungen: Die Kliniken St. Gallen bauen 440 Stellen ab. Der Verlag CH Media streicht 150 Stellen, davon etwa 90 durch Kündigungen. Auch die Mediengruppe TX Group, zu der unter anderem «Tages-Anzeiger», «20 Minuten» oder die «Berner Zeitung» gehören, streicht 80 Jobs.

Beim Heimelektronikmarkt Fust werden 90 Stellen gestrichen und auch bei der Migros wird über einen Stellenabbau gemunkelt.

Gleichzeitig fehlen noch immer Fachkräfte. «Dass diese Phänomene gleichzeitig auftreten können, ist logisch», sagt Arbeitsmarktforscher Michael Siegenthaler zu Nau.ch. «Die Branchen- und Berufsstruktur verändern sich ständig – einige Branchen werden kleiner, andere schaffen massiv Stellen.»

Angestellte müssen laut Siegenthaler vor allem in folgenden Branchen um ihre Jobs zittern: «In der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sieht es nicht gut aus, denn die Branche ist stark abhängig von ausländischen Märkten. Und die befinden sich im wirtschaftlichen Abschwung, teils gar in einer Rezession.» Das betreffe auch den Grosshandel, Chemiekonzerne und Autozulieferungsfirmen.

Künstliche Intelligenz übernimmt mehr Aufgaben

Auch der Detailhandel ist betroffen – denn er spürt die kleinere Kaufkraft. «Die Leute verdienen wegen der Teuerung weniger, weil die Löhne nicht entsprechend nach oben angepasst wurden. Einige kaufen deshalb auch weniger.»

Dann gebe es noch strukturelle Opfer: «In der Medienbranche beobachten wir seit Jahren einen Stellenrückgang. Auch in der Textilindustrie werden seit Jahren Stellen abgebaut, weil das Ausland viel günstiger produzieren kann.»

Hinzu kommen Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT, die zu Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt führen. «Das spüren zum Beispiel Freelancer, die sich auf einfache Programmierungsprobleme spezialisierten. Auch für Übersetzungen braucht es weniger Leute, da das die KI inzwischen relativ zuverlässig tut.»

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Siegenthaler erwartet im kommenden Jahr eine ähnliche Entwicklung wie aktuell. Es muss mit weiteren Stellenstreichungen gerechnet werden.

Zu den Branchen, die Arbeitskräfte suchen, gehört zum Beispiel das Gesundheitswesen. «Die St. Galler Kliniken sind mit ihrem Stellenabbau ein Ausreisser.» Auch in der Pharmaindustrie gibt es weiterhin viele Jobinserate.

Lichtblick: Entlassene finden schnell Job in anderer Branche

Dass einige Branchen händeringend nach Personal suchen, ist ein Vorteil für die Mitarbeitenden, die in anderen Branchen gekündigt werden: «Man findet aktuell im Schnitt schneller eine Stelle als üblich. Die meisten haben Fähigkeiten, die sie auch in anderen Branchen anwenden können», sagt Siegenthaler.

«Das Problem sind Massenentlassungen: Dort sind auch Leute betroffen, die seit Jahren einen sehr spezifischen Job ausführen. Sich zum Beispiel mit einer seltenen Maschine auskennen.»

Typischerweise treffe das vor allem ältere Angestellte, die sogar schon kurz vor der Pensionierung stehen. «Diese Leute haben dann Mühe, eine neue Stelle zu finden, die zu ihrem Profil passt. Das ist oft sehr schmerzhaft.»