Israel-Krieg: Vermieter schmeissen Bern-Kommunisten raus
Dem «Funke» wird vorgeworfen, im Gaza-Krieg pro Hamas zu sein. Das hat für den marxistischen Verein Konsequenzen. Doch ist an den Vorwürfen etwas dran?
Das Wichtigste in Kürze
- Berner Kommunisten verlieren nach einem umstrittenen Aufruf Räume.
- Ihnen wird vorgeworfen, sich auf die Seite der Hamas zu stellen.
- Sie weisen Vorwürfe der Hamas-Unterstützung zurück und sprechen von einem Genozid in Gaza.
«Der Funke» ist Teil der «International Marxist Tendency» – einem internationalen Zusammenschluss marxistischer Gruppierungen. In letzter Zeit geriet der Verein in die Schlagzeilen, weil Medien unter anderem titelten: «Unbekannte Gruppe ruft zu Pro-Hamas-Kundgebung in Zürich auf.»
Hintergrund waren geplante Pro-Palästina-Anlässe. Wenig später änderten die Medien teilweise den Titel, gegenüber Nau.ch erklärten die Kommunisten ihre Position.
Dennoch haben die Berichte einschneidende Konsequenzen. «Zunächst wurden die Räumlichkeiten unserer Veranstaltungen zur Israel-Palästina-Frage entzogen», so ein «Funke»-Sprecher zu Nau.ch.
Wenig später folgte eine Absage für die Marxistische Herbstschule vom 4. und 5. November. «Zum Glück haben wir inzwischen eine Alternative gefunden.»
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Können Sie das Anliegen von dem «Funke» nachvollziehen?
Die Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit begründet den Widerruf mit oben genannten Medienberichten. Zudem liessen Statements der marxistischen Vereinigung «eine klare Abgrenzung gegenüber dem Hamas-Terror vermissen».
Dabei bezieht sich die Gemeinwesenarbeit auf den Slogan «Intifada bis zum Sieg». Sogar die Juso distanzierte sich aufgrund dessen vom «Funke». Als Intifada bezeichnen Palästinenser ihren Aufstand gegen Israel.
Etwas allgemeiner lautet die Begründung des Schulamts Bern. So würde der Schulraum grundsätzlich nicht für politische Aktivitäten vermietet, sagt Schulamt-Leiterin Luzia Annen zu Nau.ch.
«Die bisherigen Vermietungen an den marxistischen Verein der Universität Bern erfolgten in der Annahme, dass es sich nicht um politische Veranstaltungen handelt.» Diese Annahme des Schulamts scheint überraschend, handelt es sich beim Marxismus doch um eine politische Strömung. Von einem Zusammenhang mit der medialen Berichterstattung ist auf jeden Fall nicht die Rede.
Israel-Krieg: Sind Kommunisten wirklich pro Hamas?
Nun stellt sich die Frage: Ist etwas an den Vorwürfen dran, dass der «Funke» im Kontext zum Israel-Krieg die Hamas unterstützt?
Die Gruppe gibt zu: «Wir haben tatsächlich nicht in den Chor eingestimmt, der nach dem 7. Oktober als allererstes einfach mit dem Finger auf die Hamas zeigt.»
Schliesslich dürfe man den Hamas-Angriff nicht isoliert ansehen. «Ihm geht die ganze 75-jährige Geschichte der Unterdrückung des palästinensischen Volkes durch Israel voraus», so der «Funke»-Sprecher.
Er führt aus: «Der Hamas-Angriff ist schrecklich, aber er ist selbst zu einhundert Prozent das Resultat von Israels eigener Politik.»
Der Druck, sich von der Hamas distanzieren zu müssen, habe einen einzigen Zweck: «Die Meinung zu schaffen, dass Israel das Recht hätte, gegen Palästina zurückzuschlagen. Da weigern wir uns, mitzumachen.» Die Rede ist von einem «Genozid-Versuch am ganzen palästinensischen Volk in Gaza».
Soziologe zu Haltung vom «Funke» zum Israel-Krieg: «Rechtfertigen Hamas-Terror»
Der Soziologe Marko Kovic ist dem «Funke» jedoch kritisch gestimmt. «Wenn sie sagen, dass sie nicht direkt Pro Hamas sind, muss man das grundsätzlich akzeptieren. Aber: Die Gruppierung scheint mir auch nicht wirklich anti Hamas.»
Zwar erkläre der «Funke» in einem Beitrag, dass er «fundamentale Differenzen mit der Hamas habe. Aber noch grössere mit dem US-Imperialismus, also Israel».
Kovic hat dafür kein Verständnis: «In diesem Text sehe ich ausschliesslich Rechtfertigungen des Hamas-Terrors. Das hat für mich wenig mit Distanzierung und Kritik von Hamas zu tun.»
«Der Funke»: «Kritiker verfolgen politischen Zweck!»
Auf diese Kritik antwortet «Der Funke» entschieden: «Wer sich die Mühe macht, unsere Seite nach Hamas zu durchsuchen, kommt auf verschiedenste Artikel zum Thema.»
Dort werde erklärt, dass die Methoden der Hamas im Israel-Krieg reaktionär seien und die Befreiungsbewegung in eine Sackgasse führt. Für die Gruppierung ist klar: «Wer uns in die Ecke der Hamas stellen will, verfolgt einen politischen Zweck.»