Jeder Fünfte ist vom nächtlichen Zähneknirschen betroffen

Zu viel Stress löst nächtliches Zähneknirschen aus. Jeder fünfte Schweizer ist davon betroffen. Meist jedoch, ohne es überhaupt zu wissen.

Stress oder psychische Überbelastung führen oft zu Spannung in der Kaumuskulatur. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zahnärzte gehen davon aus, dass immer mehr Schweizer nachts mit den Zähnen knirschen.
  • Stress ist die Hauptursache für diesen Tick.
  • Eine Schiene, Psycho- oder Physiotherapie können nachts für Ruhe sorgen.

Nicht nur tagsüber geraten wir oft ins Grübeln oder versinken in Gedanken, auch nachts wälzen wir Probleme im Schlaf. Dies mit verheerenden Folgen, vor allem für die Zähne.

Denn oft führt die psychische Belastung nachts zum sogenannten Bruxismus, dem Zähneknirschen. «Zähneknirschen oder Zähnepressen ist weit verbreitet. Schätzungsweise ein Fünftel der Bevölkerung ist davon betroffen, viele meist ohne es zu wissen», erklärt Markus Gubler vom Presse- und Informationsdienst der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft SSO.

Die Zahnärzte-Gesellschaft geht davon aus, dass jeder fünfte Schweizer nachts mit den Zähnen knirscht. - Keystone

Dass das Zähneknirschen in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat, sei eine weit verbreitete Meinung unter Fachleuten, so Gubler. «Wir haben aber keine zuverlässigen Daten, die dies bestätigen. Es gibt wahrscheinlich ein grösseres Bewusstsein für dieses Phänomen.»

Stress als Auslöser – Alkohol hilft nach

Stress oder psychische Überbelastung seien vielfach die Ursache für eine erhöhte Spannung in der Kaumuskulatur. «In Einzelfällen führt auch die Einnahme von Antidepressiva oder Substanzen wie Alkohol zu verstärktem Bruxismus.»

Bruxismus hat somit keinen zahnmedizinischen Ursprung, kann aber schwerwiegende Folgen für die Zähne haben. Dazu gehören gemäss Gubler etwa die Abnutzung oder Brüche.

Zähneknirschen gefährlicher als Zucker?

Ist das Zähneknirschen für die Zähne sogar gefährlicher als Zucker? Dieser Vergleich hinke, sagt Markus Gubler. «Eine Wertung lässt sich nicht vornehmen, da aus Zähneknirschen und Zuckerkonsum jeweils andere Zahnerkrankungen resultieren.» Das Knirschen nütze die Zähne ab, Zucker begünstige Karies.

Der sogenannte Bruxismus kann zu Brüchen an den Zähnen führen. - Keystone

Zähneknirschen sei in vielen Fällen bedenkenlos, präzisiert Gubler. Massnahmen seien aber dann einzuleiten, wenn der Zahnarzt bei einer Kontrolle zunehmenden Schmelzverlust feststellt – besonders wenn Zahnhöcker der Backenzähne abgeschliffen werden. Oder sobald der Patient über muskuläre Probleme wie starke Verspannungen, Einschränkungen der Mundbeweglichkeit oder Schmerzen klagt.

Krankenkasse zahlt nicht für Schutzschiene

Auch der Partner oder die Partnerin kann unter den ständigen Knirschgeräuschen leiden. Damit nachts im Schlafzimmer wieder Ruhe herrscht, können verschiedene Therapien helfen: eine Schiene, Psycho- und Physiotherapie sowie Entspannungsübungen. Die Therapien werden meist miteinander kombiniert.

Eine Zahnschiene kann bis zu 1000 Franken kosten. - Pixabay

«Eine Schiene unterbindet das Knirschen nicht, schützt aber die Zähne und kann gegen die Schmerzen helfen», erklärt Markus Gubler. Schienen kosten zwischen 600 und 700 Franken. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht.

Physiotherapie wiederum behandelt muskuläre Verspannungen. Psychotherapie und Entspannungsübungen sollen den Stress abbauen, der das Zähneknirschen überhaupt auslöst.