Lohn nach Lehre reicht immer weniger zum Leben – Schere wird grösser

Die Lohnschere zwischen Berufstätigen mit Lehrabschluss und Akademikern wird grösser. Mit dem Lohn nach einer abgeschlossenen Lehre könne man kaum noch leben.

Experten rechnen dieses Jahr mit einer Erhöhung des Referenzzins. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lohnschwere zwischen Akademikern und Personen mit beruflicher Ausbildung wird grösser.
  • Leute mit Uni-Abschluss verdienen im Schnitt 70 Prozent mehr als Lehr-Absolventen.
  • Wegen hohen Mieten und Krankenkassenprämien ist die Familienplanung teils kaum möglich.

In der Schweiz hat die Berufslehre einen sehr hohen Stand und gilt sogar als Weltklasse. Doch: Die Lohnschere zwischen Akademikern und Leuten mit einer beruflichen Ausbildung wird immer grösser. Durchschnittlich verdienen Personen mit einem Uni-Abschluss 70 Prozent mehr als Absolventen einer Berufslehre.

So schreibt der Gewerkschaftsbund (SGB) im Verteilungsbericht: «Es stellt sich die Frage, ob der Glaubenssatz der Schweizer Bildungspolitik, ‹die Lehre ist der Königsweg›, überhaupt noch zutrifft.»

Ausserdem stellt er in Frage, dass sich Menschen mit Lehrabschluss überhaupt eine Familie leisten können. Es sei mit den heutigen Löhnen «kaum mehr möglich».

Mit vielen Jobs kann man Familie nicht durchbringen

Chefökonom des Gewerkschaftsbundes, Daniel Lampart, macht sich «ernsthafte Sorgen». In immer mehr Berufen sei es nicht mehr möglich, eine Familie durchzubringen, sagt er gegenüber der «NZZ am Sonntag». «Die Mieten und Krankenkassenprämien sind dermassen hoch, dass bald nur noch Akademiker in einer Stadt wie Zürich leben können.»

Das Bundesamt für Statistik hat die Löhne nach Ausbildungsklassen ausgerechnet und die Ergebnisse sind schockierend: Während Berufstätige mit Lehrabschluss durchschnittlich 5960 Franken monatlich verdient, sind es für Uni-Absolventen 10'280 Franken.

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Das führe schlussendlich dazu, dass sich verschiedene Bevölkerungsgruppen immer mehr trennen. Die Durchmischung nehme ab. Immer mehr würden Akademiker oder Arbeiter unter sich leben, meint Lampart.