Mafia breitet sich an Schweizer Grenze aus - Deutsche warnen
Laut den deutschen Behörden breitet sich die Mafia an der Schweizer Grenze aus. Baden-Württemberg gilt demnach als Hochburg der organisierten Kriminalität.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschlandweit leben am meisten Mafiosi in Baden-Württemberg.
- Das Bundesland grenzt an die Schweiz und gilt als Hochburg.
- Laut den dortigen Behörden, breitet sich die Mafia immer weiter aus.
Die Mafia ist ein Mythos, viele kennen sie nur aus dem Kino. Doch die Bedrohung ist real – auch in der Nähe zur Schweiz. Denn laut den deutschen Behörden gilt das angrenzende Bundesland Baden-Württemberg als Mafia-Hochburg.
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, sind den dortigen Ermittlern rund 170 mögliche Mafiosi im Südwesten des Bundeslandes bekannt. Doch die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen. Andreas Stenger, Präsident des Landeskriminalamtes (LKA), meint: «Ich glaube schon, dass es auch ein beachtliches Dunkelfeld gibt von Leuten, die wir nicht in unserem System gelistet haben.»
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Laut «Focus Online» geht auch der Mafia-Kenner Sandro Mattioli davon aus, dass die Zahl von 170 bekannten Mafiosi deutlich zu niedrig gegriffen ist. Der Vorsitzende des Vereins «mafianeindanke» will keine konkreten Zahlen schätzen, spricht aber von mehreren Hundert im Land. «Ich habe den Eindruck, dass es im Land doch sehr viel mehr Mafiapräsenzen gibt als gedacht.»
Knapp ein Viertel der Mafiosi lebt in Baden-Württemberg
Das deutsche Innenministerium berichtete im vergangenen Jahr, dass knapp ein Viertel der Angehörigen der italienischen organisierten Kriminalität in Deutschland, in Baden-Württemberg lebt. Das wird demnach auf die geografische Nähe zu Italien zurückgeführt, aber auch auf die Wirtschaftskraft des Bundeslandes, die Verbrecher lockt.
Das Spektrum der Straftaten reicht demnach von Betrug über Drogenhandel und Waffendelikten bis zur Geldwäsche. LKA-Chef Stenger sagt, dass man die 170 Personen auf dem Radar habe, aber aus rechtlichen Gründen nicht durchgängig überwachen könne.
Er betont, dass derzeit nur noch eine Person dieser Gruppe über einen kleinen Waffenschein verfüge. Hier laufe aber bereits das Widerrufsverfahren. Stenger: «Wenn wir mitbekommen, dass da einer den kleinen oder grossen Waffenschein hat, dann schreiben wir das konsequent der Waffenbehörde. Dann wird ein Waffenverbot im Einzelfall angeregt.»
Der LKA-Chef stellt ausserdem klar, dass die in legalem Besitz befindlichen Waffen aber eigentlich nicht das Problem seien. «Sondern das, was an illegalen Waffen unterwegs ist.»
Mafiosi-Verhaftung nur 132 Kilometer von Kreuzlingen TG entfernt
Andreas Stenger bezeichnet es als Problem, dass die Mafia im Verborgenen agiere. «Das Wesensmerkmal der Mafia ist ihre Unauffälligkeit. Die wollen sich unterhalb des Radars bewegen.» In dieser Unauffälligkeit liege auch die Gefahr. „Die sind natürlich ein Querschnitt der Gesellschaft“, sagt Stenger. „Das ist nicht der Klischee-Pizzabäcker und Eisdielen-Betreiber, sondern das sind Menschen, die in ganz anderen Kontexten leben.“
Im August 2023 nahm die Polizei beispielsweise einen Italiener in Bad Urach fest. Vier Jahre lebte der Angestellte dort mit seiner Familie und verhielt sich völlig unauffällig. Im Jahr 2000 soll er mit anderen Mitgliedern einen Angehörigen eines rivalisierenden «Ndrangheta»-Clans in einer Kleinstadt in Kalabrien in einen Hinterhalt gelockt haben.
Das Opfer wurde durch einen Kopfschuss getötet. Bei diesem Mord soll es sich um eine Racheaktion für ein anderes Tötungsdelikt gehandelt haben, hiess es damals. Bad Urach liegt gerade einmal 132 Kilometer von Kreuzlingen TG entfernt!
«Mafia unterwandert die Gesellschaft wie eine Krake»
Zu öffentlichen Gewaltausbrüchen unter Mafiosi kommt es in Baden-Württemberg aber kaum. LKA-Präsident Stenger erklärt die Gründe: «Bei der Mafia geht es um Einflussnahme, Machtanspruch, um Unterwandern von Wirtschaftskreisläufen. Das ist eine ganz andere Gefahr.»
Der Experte sagt, die Mafia unterwandere die Gesellschaft «wie eine Krake». So nehme sie Einfluss auf das wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Leben. «Die Mitglieder der ‹Ndrangheta› agieren sehr geschickt und unauffällig. Sie stellen ein Risiko dar, auf das wir nicht vorbereitet sind.»
Aus der Sicht des LKA-Chefs ist die Mafia im Südwesten sogar auf dem Vormarsch, breitet sich derzeit immer weiter auch in ländlichen Gegenden aus. «Sie knüpfen Kontakte, bauen Geschäfte aus. Sie müssen nur den Sportverein sponsern, schon sind Sie bestens verdrahtet in der Gemeinschaft.»