Mehr Abtreibungen - Misstrauen gegen Pille soll Grund sein

Die Abtreibungen in der Schweiz haben einen Höchststand erreicht. Das Misstrauen gegen die Antibabypille könnte der Grund sein.

In der Schweiz wurde im vergangenen Jahr 12'045 Mal abgetrieben. - Mascha Brichta/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz haben Abtreibungen im vergangenen Jahr um 6 Prozent zugenommen.
  • Das könnte mit aktuellen Entwicklungen betreffend der Empfängnisverhütung zu tun haben.
  • Die Statistik zeigt nämlich, dass immer weniger Frauen die Antibabypille nehmen.

12'045 Mal wurde im vergangenen Jahr in der Schweiz abgetrieben. Das sind 671 mehr Abtreibung als noch 2022 – also ein Plus von fast 6 Prozent. Noch nie seit der schweizweit einheitlichen Erhebung 2004 hat das Bundesamt für Statistik einen so hohen Anstieg innert eines Jahres verzeichnet. Wie lässt sich der Anstieg also begründen?

Gegenüber «CH Media» nennt die emeritierte Professorin Sibil Tschudin, die bis Ende April leitende Ärztin der Abteilung für Gynäkologische Sozialmedizin und Psychosomatik am Universitätsspital Basel war, eine naheliegende Erklärung für den Trend: die aktuellen Entwicklungen betreffend Empfängnisverhütung.

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Laut der regelmässig durchgeführten Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik nehmen nämlich immer weniger Frauen die Antibabypille. Demnach griffen 2022 bei Paaren im Alter von 25 bis 34 Jahren nur noch 19,5 Prozent zur Pille, während es 2017 noch 32 Prozent waren.

Der leichte Anstieg bei der Verwendung der Spirale (von 6 auf 9 Prozent) kann diesen Rückgang nicht ausgleichen. Gleichzeitig gewinnen unsichere Methoden wie Kondome sowie die natürliche Empfängnisverhütung mithilfe von Zyklus-Apps und Verhütungscomputern zunehmend an Beliebtheit.

Ein Blick auf die Statistik der Schwangerschaftsabbrüche bestätigt die Plausibilität der Pillentheorie: Mehr als die Hälfte des Anstiegs der Schwangerschaftsabbrüche entfällt auf Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren.