«Mulmiges Gefühl» – Plötzlich war am Martinsloch in Elm der Berg weg

Beim Martinsloch sind Tausende Kubikmeter Gestein ins Tal gedonnert. Das blieb unbemerkt – bis die Bewohner von Elm GL sich über «die Form des Bergs» wunderten.

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Nau.ch/Nico Leuthold - Interview mit der Wirtin der Wirtschaft nahe des Felssturzes.

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Kanton Glarus hat sich ein grosser Felsabbruch ereignet.
  • Ein Bergführer spricht nach dem Felssturz von einem «mulmigen Gefühl».
  • Der Felssturz blieb lange unentdeckt – auch in der Beiz, die unter dem Martinsloch liegt.

Plötzlich fehlte beim Grossen Tschingelhorn im Kanton Glarus ein grosser Teil des Bergs. Laut einem Geologen sollen «sicher mehr als 10'000 Kubikmeter» Gestein heruntergestürzt sein.

Zum gewaltigen Felssturz schräg über dem berühmten Martinsloch kam es wohl bereits am 3. Oktober. Entdeckt wurde er jedoch erst jetzt – und zwar von der Bevölkerung von Elm GL.

Ueli Frei ist Bergführer in der Region. Er wurde von Bewohnern und Kollegen darauf angesprochen, dass «die Form des Bergs nicht stimmt». Vom Tal aus sei das aber schwer zu erkennen gewesen.

«Mulmiges Gefühl» nach Felssturz

«So sind wir darauf gekommen, dass es einen Felssturz gegeben hat», sagt er gegenüber Nau.ch. Und fügt hinzu: «Man hat, wenn man auf dem Grossen Tschingelhorn war, schon immer Risssysteme gesehen. Die sind jetzt rausgerutscht.»

Auf dem Berg sei schon immer eine gewisse Vorsicht geboten gewesen. «Kleinere Steinschläge gibt es in dem Gebiet immer wieder», erklärt Frei.

Bergtouren sind dort aufgrund des Schnees wohl erst wieder im Frühling oder Frühsommer möglich. Frei sagt: «Nach so einem Ereignis hat man sicher ein mulmiges Gefühl, den Fuss das erste Mal in den Schuttkegel zu setzen.»

Nun muss zunächst ein neuer Weg ins Martinsloch gesucht werden. Damit das Grosse Tschingelhorn wieder bestiegen werden kann, wird man dort wohl auch ein paar neue Haken bohren müssen.

Wirtin: «Habe mich noch nie bedroht gefühlt»

Von der rund 1500 Meter über Meer gelegenen Tschinglen-Wirtschaft aus ist das berühmte Martinsloch gut sichtbar. Doch auch hier blieb der Felssturz lange unentdeckt.

«Wir haben eigentlich gar nichts gemerkt und auch nichts gehört», sagt Wirtin Susi Zentner zu Nau.ch. Erst von den Einheimischen wurde sie später auf den Felssturz aufmerksam gemacht.

Doch wie sicher ist es jetzt dort oben? «Also ich persönlich habe das Gefühl, es ist gar nicht gefährlich», sagt Zentner. Erdbeben gebe es in der ganzen Schweiz, «manchmal halt auch hier».

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«Ich habe mich noch nie bedroht gefühlt oder Angst gehabt, dass der Berg runterstürzt», hält sie fest. «Es ist ein Gebiet, das sich bewegt, damit muss man rechnen. Aber ich denke nicht, dass man jetzt Angst haben muss.»

In der Tschinglen-Wirtschaft neigt sich die Saison aktuell dem Ende zu. «Mitte Oktober geht die Beiz zu, und es hat schon geschneit. Es hat also nicht mehr viele Wanderer oder Bergsteiger», erklärt Zentner.

Ob sich der Felssturz auf das Geschäft auswirkt, wird man also erst nächstes Jahr sehen. Aktuell empfiehlt die Gemeinde, nicht mehr zum Martinsloch zu wandern.