Neue Freiwillige wollen mitdenken und mitgestalten
Während die klassische Freiwilligenarbeit abnimmt, nimmt das Engagement von Freiwilligen bei kurzfristigen und projektbezogenen Einsätze zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Freiwilligenarbeit hat sich in den vergangenen Jahren verändert.
- Die neuen Freiwilligen wollen mitdenken und mitbestimmen können.
- Kurzfristiges und projektbezogenes Engagement nehmen zu.
Die klassische Freiwilligenarbeit befindet sich gemäss einer Studie auf dem Rückzug. Im Gegenzug nehmen kurzfristige und projektbezogene Engagements zu. Die neuen Freiwilligen wollen mitdenken und mitbestimmen können. Bisher habe sich die Zivilgesellschaft stark über formale Institutionen wie Vereine und Organisationen organisiert, heisst es in einer am Montag in Rüschlikon ZH veröffentlichten Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts.
Heute nehme die Bereitschaft ab, sich in solch starren Strukturen zu verpflichten. Denn das Leben werde immer flexibler und lasse den Menschen vor längerfristigen Verbindlichkeiten zurückschrecken. Freiwillige zu finden, wird gemäss Studie deshalb immer schwieriger. Musikvereinen fehlen die Aktuare, Gemeinden die Präsidentinnen und Präsidenten, der Feuerwehr die Helfer.
Die Schweiz stehe vor einem Paradigmenwechsel. Denn in einer Multioptionsgesellschaft würden regelmässige Verpflichtungen immer unbeliebter, was zusammen mit der zunehmenden Individualisierung zum Rückzug der klassischen Freiwilligenarbeit führe.
Im Gegenzug nähmen kurzfristige und projektbezogene Engagements zu: Die Teilnahme an einer Tauschbörse, der Projektchor mit Flüchtlingen, das Mithelfen in einem Gemeinschaftsgarten oder das Verfassen von Wikipedia-Einträgen. Statt um Pflichten gehe es dabei immer häufiger um Gestaltungsmöglichkeiten.
Mitdenken statt einfacher Gratisarbeit
Für einen erfolgreichen Wechsel zu dieser neuen Freiwilligkeit müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Die neuen Freiwilligen wollen gemäss der Studie nicht mehr nur ausführen und Gratisarbeiter sein, sondern mitdenken und mitbestimmen können.
Dabei helfe auch die Digitalisierung, die den Austausch mit den Interessierten vereinfache. Projekte könnten neu weitgehend hierarchiefrei verhandelt und entwickelt werden.