Oberleutnant sucht trotz Verbot Coiffeur für sein Spitalbataillon

Coiffeure mussten schweizweit den Betrieb einstellen. Ein Oberleutnant wollte für seine Truppe dennoch einen Coiffeur aufbieten. Das kommt nicht gut an.

Die Schweizer Armee leistet diese Tage einen Sondereinsatz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen einer Bundesratsverordnung bleiben alle Coiffeur-Salons geschlossen.
  • Ein Oberleutnant suchte trotzdem einen Coiffeur, der seiner Truppe die Haare schneidet.
  • Die Schweizer Armee hält von diesem Vorgehen nichts.

Unsicherheiten gibt es diese Tage viele. Manche Fälle sind allerdings klar: Coiffeur-Salons bleiben schweizweit geschlossen. Der Bundesrat hat sie sogar explizit erwähnt, als er Mitte März den Teil-Lockdown verkündete.

Grund: Beim Haareschneiden ist Körperkontakt unumgänglich. Doch genau das soll vermieden werden, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Diese Nachricht scheint nicht überall angekommen zu sein, wie ein offener Brief des Coiffeur-Unternehmers Marc Riedo an Viola Amherd zeigt: «Dieses Wochenende haben wir eine Anfrage von einem Oberleutnant eines Spitalbataillons der Schweizer Armee erhalten. Eine Mitarbeitende sollte den Armeeangehörigen die Haare schneiden.» Eine Schutzausrüstung werde zur Verfügung gestellt, habe der Leutnant erklärt.

Marc Riedo führt sieben Coiffeur-Salons in Bern und Freiburg. - zvg

Der Freiburger Unternehmer mahnt in seinem Facebook-Post die VBS-Vorsteherin: «Ihre Soldaten müssen ihren Dienst im Moment nicht top gestylt verrichten! Die Lage ist ernst. Das liegt jetzt einfach nicht drin.»

Riedo hat seine sieben Salons geschlossen, die 80 Angestellten machen Kurzarbeit. Angebote für Hausservice lehnt er strikt ab, nicht nur im Fall der Schweizer Armee. Denn: «Schwarzarbeit muss aufs Schärfste verurteilt werden. Alle sollten jetzt auf unseriöse Angebote der Schattenwirtschaft verzichten.»

Kunden wollen Coiffeur privat aufbieten

Schwarzarbeit ist aktuell ein wichtiges Thema in der Branche. Seit zwei Wochen sind alle Coiffeur-Salons in der Schweiz geschlossen. Einige Kunden versuchen darum, den Coiffeur privat aufzubieten, was während der aktuellen Lage verboten ist.

Coiffure Suisse Appenzell appellierte zu Wochenbeginn in einer Mitteilung an die Bevölkerung, auf Home-Service zu verzichten. Präsident Heinz Rusch erklärt: «Dies schadet nicht nur den seriösen Geschäften, sondern stellt auch eine Gefahr in der Verbreitung des aggressiven Virus dar.»

Beim Departement von VBS-Chefin kommt die Aktion nicht gut an. - Keystone

Ähnlich sieht man die Situation bei der Armee. Vom Vorgehen des Oberleutnants halte man nichts, sagt Sprecher Daniel Reist zu Nau.ch. «Solche Aktionen sind zu unterlassen.»

Der Fall, den Riedo geschildert hat, hat Armee-interne Konsequenzen. «Die Kommandanten werden sensibilisiert, dass eine Haarschnittaktion in der jetzigen Situation nicht angebracht ist», erklärt Reist. Und ergänzt: «Eine externe - im Rahmen möglicher Schwarzarbeit - schon gar nicht, da vom Gesetz her verboten.»