Öko-Wahlplakate von SP und Konsorten vom Winde verweht
Im Thurgau probierten SP, GLP und Grüne neue, ökologischere Wahlplakate aus. Statt der Umwelt etwas Gutes, taten sie sich damit selber einen Bärendienst.
Das Wichtigste in Kürze
- Online Plakat-Drucker Flyerline lancierte ein neues, ökologisches Karton-Plakat.
- Für ihren Wahlkampf im Thurgau stiegen Grüne, GLP oder SP auf diese teureren Plakate um.
- Ironie: Die Karton-Plakate waren entgegen der Werbung weder wind- noch wasserfest.
Wer durch den Thurgau fährt, sieht sofort: Es ist Wahl- und Abstimmungszeit. Davon zeugen zahlreiche Wahlplakate, die die Strasse säumen. Einige davon sahen letzthin allerdings einigermassen mitgenommen aus.
Statt den Passanten ihre Parolen aufrecht zu zeigen, lagen zahlreiche Affichen in Fetzen am Boden. Betroffen in erster Linie: Plakate der Grünen und der GLP. Ein politischer Schelmenstreich?
Guter Wille, schlechter Stoff
Mitnichten. Der Grund für die Plakat-Fetzen war vielmehr guter Wille. Einerseits von den Öko-Parteien. Andererseits vom Plakatfabrikanten Flyerline.
Letzterer hatte nämlich – auf den Klima-Zug springend – Eco-Outdoorplakate lanciert. Diese bestehen «zu 60 Prozent aus Recyclingmaterial». Und können «mit dem Altpapier entsorgt und zu 100 Prozent recycelt werden».
SP, GLP und Grüne meinten es gut
«Wir haben die Plakate für den Stadtparlaments-Wahlkampf in Weinfelden verwendet», sagt der Vizepräsident der GLP Thurgau, Ueli Fisch, gegenüber Nau.
Man werde die Plakate «entweder nur drinnen verwenden. Oder nur für eine kurze Zeit mit nach draussen nehmen». Zum Unterschriften-Sammeln beispielsweise.
Die Plakate seien zwar etwas teurer gewesen, als die herkömmlichen Hohlkammer-Plakate. Aber den Preisaufschlag habe man der Umwelt zu liebe gerne in Kauf genommen.
Der GLP gleich taten es unter anderem SP und Grüne. Immerhin versprach Flyerline: «Die Plakate bleiben auch bei Regen, Schnee und Wind schön und formstabil.»
Grüne-Präsident: «Diese Plakate sind untauglich!»
Zwei Wochen nach Montage der Plakate, brachten Wind und Regen die Ernüchterung. «Diese Plakate sind nicht wetterfest, also untauglich», sagt Jost Rüegg aus Kreuzlingen.
Er ist Vize-Präsident der Grünen Thurgau. «Wir hatten eine Woche lang keine Plakate mehr. Dann gerade noch zwei Wochen die neuen Plakate. Allerdings nur die Hälfte von den ursprünglich bestellten», so Rüegg.
Plakate nachdrucken
Auch die GLP machte schlechte Erfahrungen. «Wir mussten neue Plakate nachdrucken, um die defekten ECO-Plakate zu ersetzen.» In der zweiten Druckrunde entschied man sich für die bewährten Allwetterplakate.
«Wir haben gerade eine erste Lieferung dieser Plakate erhalten», berichtet Nina Schläfli, Präsidentin der SP Thurgau.
Flyerline war für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar.