Sarco-Kandidatin: Schwere Vorwürfe gegen Suizid-Organisation

Jennifer (†55) sollte als erste Person die Suizidkapsel «Sarco» benutzen. Doch so weit kam es nicht. Stattdessen erhob die Amerikanerin schwere Vorwürfe.

Jennifer (†55) sollte ursprünglich die erste Person sein, die in der Suizidkapsel «Sarco» stirbt. - The Last Resort

Das Wichtigste in Kürze

  • Jennifer McLaughlin sollte die erste Person sein, die in der Suizidkapsel Sarco stirbt.
  • Es kam anders: Die Amerikanerin zerstritt sich vor ihrem Tod mit den Verantwortlichen.
  • In einem Video stellte sie schwere Vorwürfe auf.

Am 23. September 2024 wurde die Suizidkapsel «Sarco» im Kanton Schaffhausen erstmalig eingesetzt. Hinter der neuartigen Erfindung steckt die Sterbehilfeorganisation «Exit International» mit dem Schweizer Zweig «The Last Resort». Vertreter der Organisationen begleiteten eine 64-jährige Amerikanerin in den Tod.

Doch eigentlich hätte der Sarco bereits Mitte Juli zum Einsatz kommen sollen: Jennifer McLaughlin wollte an ihrem 55. Geburtstag, dem 17. Juli 2024, sterben. Die Amerikanerin litt an einer schmerzhaften Nervenkrankheit – «The Last Resort» suchte sie als erste Kandidatin für die Suizidkapsel aus.

Die Suizid-Kapsel Sarco im Wald bei Merishausen im Kanton Schaffhausen beim erstmaligen Einsatz. - zVg

Für Jennifer war das ein Traum – zuerst. Denn ihre letzte Reise verwandelte sich mehr und mehr in einen Albtraum, wie «Schweiz am Wochenende» berichtet.

Jennifer fühlte sich medial ausgenutzt

Jennifer schied am 26. Juli 2024 aus dem Leben – nicht wie geplant in der Suizidkapsel Sarco, sondern durch eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital. Denn die Amerikanerin zerstritt sich kurz vor ihrem Sterbetermin mit The Last Resort. Der Traum vom Tod im Sarco war geplatzt.

In einem 36-minütigen Video rechnete Jennifer schliesslich mit der Organisation ab. The Last Resort hätte sie lediglich als «blosses Mittel zum Zweck» benutzt. «Ich fühlte mich zur Ware gemacht», sagte die Amerikanerin im Video, das der Zeitung vorliegt.

Ein Medientermin habe auf den nächsten gefolgt. «Ich wurde immer kränker und schwächer.» Jennifer fühlte sich medial durch The Last Resort ausgenutzt, um die öffentliche Kritik an der Suizidkapsel zu kontern.

Auch finanziell sei sie durch die Organisation belastet worden. Jennifer sagte in dem Video, dass sie Reisen und Spesen der Mitarbeiter der Organisation bezahlen musste.

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Zum endgültigen Bruch kam es schliesslich, als Jennifer nicht über die drohenden rechtlichen Folgen des assistierten Suizids informiert wurde. Das Team von The Last Resort war sich dessen bewusst, trotzdem wurde die Amerikanerin nicht informiert.

«Netz aus Lügen, Betrug, Verrat, Ausbeutung und Erschöpfung»

Die Organisation betriebe ein «Netz aus Lügen, Betrug, Verrat, Ausbeutung und Erschöpfung», so die Amerikanerin in dem Video. Und sie warnte andere Sterbewillige: «Dies könnte und würde höchstwahrscheinlich zu immensem Leid auf Ihrer letzten Reise führen.»

Die Verantwortlichen von The Last Resort weisen in einer Medienmitteilung Jennifers Vorwürfe zurück. Tatsächlich können einige Beschuldigungen immerhin infrage gestellt werden, berichtet die «NZZ». Die Sterbehilfeorganisation beharrt darauf, dass die Amerikanerin mit allen Medienterminen einverstanden gewesen sei.

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Brauchst du Hilfe?

Bist du selbst depressiv oder hast du Suizidgedanken? Dann kontaktiere bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).

Unter der kostenlosen Hotline 143 erhältst du anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.

Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch