Schweizer Armee verpflegt sich mit Essen aus Deutschland
Die Schweizer Armee setzt auf Schweizer Produkte – so zumindest der Grundsatz. Die Realität sieht anders aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Schweizer Militär gibt es Fertigmahlzeiten aus Deutschland.
- Begründet wird dies damit, dass es sich um die wirtschaftlich günstigste Lösung handle.
In der Schweizer Armee werden Fertigmahlzeiten verteilt, die aus Deutschland stammen. Darauf deutet ein Foto hin, das S. Pulver*, der sich zu diesem Zeitpunkt im Wiederholungskurs (WK) befand, auf der Internetplattform Reddit teilte.
«Wir erhalten diesen Fertigfood jeweils am Anfang einer Übung», sagt er gegenüber Nau.ch.
So weit, so gut.
Doch stellt die Schweizer Armee unter der Erläuterung ihres Mottos «Ohne Mampf kein Kampf» klar: «Die Truppe verpflegt grundsätzlich Schweizer Erzeugnisse und berücksichtigt beim Einkauf die regionale und saisonale Produktion.»
Wie also gelangen deutsche Fertigmahlzeiten zu den Schweizer Truppen? Laut Pulver ist dies nämlich kein Einzelfall: «Während des WKs erhielt ich vielleicht fünf solcher Mahlzeiten.» Acht Franken würden die Mahlzeiten kosten.
Nau.ch geht der Sache auf den Grund und schreibt den Hersteller an, die Katadyn Produkte AG.
Auf Anfrage teilt der Hauptfirmensitz in Deutschland – dort eine GmbH – mit: Nach Rücksprache mit der Auftraggeberin Armasuisse würde sich diese in Kürze selbst melden.
Das Bundesamt für Rüstung Armasuisse ist für den Bereich Beschaffung zuständig. Dabei strebt auch sie «eine angemessene (...) Beteiligung der Schweizer Industrie an», wie es auf der Webseite heisst.
Das zuständige Departement für Verteidigung VBS erklärt auf Anfrage: Anlässlich der letzten Ausschreibung für Fertigmahlzeiten 2020 hätten vier Firmen teilgenommen. «Den Zuschlag hat ein Unternehmen erhalten, welches zu einer Schweizer Unternehmensgruppe gehört. Mit Sitz in der Schweiz».
«Schweizer» Unternehmen beliefert Armee mit Fertigmahlzeiten
Die Katadyn Produkte AG ist tatsächlich ein Schweizer Unternehmen. Doch handelt es sich um einen Ableger der Katadyn Deutschland GmbH. Dementsprechend wird das Essen auch dort hergestellt.
Von «Schweizer Erzeugnis» kann also nicht die Rede sein. Immerhin hält das VBS fest, dass der Einkaufspreis deutlich unter dem «Ladenpreis» liege.
Dass der Preis eine Rolle spielt, bestätigt ein Blick ins Register des Informationssystems über das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz.
Als Begründung für die Zuschlagsvergabe wird dort aufgeführt, dass es sich um das «wirtschaftlich günstigste Angebot» gehandelt habe.
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Es scheint so, als ob das Motto «ohne Mampf kein Kampf» dem Preiskampf zum Opfer gefallen ist. Ein Preismampf sozusagen.
Dies ist aber nicht der Armasuisse anzulasten. Diese hielt sich schlicht strikt an die Vorgaben des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen. Soll in der Armee künftig konsequenter Schweizer Essen auf dem Teller landen, ist also die Politik gefragt.