Schweizer Geheimdienst entdeckte Spione in Meiringen BE durch Zufall

Nur dank einer Gruppe Touristen wurde der Nachrichtendienst auf das chinesische Hotel beim Militärflugplatz in Meiringen BE aufmerksam.

Das geschlossene Hotel Restaurant Rössli, rechts, steht neben einem Hangar, am Samstag, 23. Dezember 2023, beim Militärflugplatz in Meiringen BE. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast fünf Jahre lang betrieb eine chinesische Familie das Hotel Rössli in Meiringen BE.
  • Nur dank eines Zufalls wurde der Geheimdienst auf die mutmasslichen Spione aufmerksam.
  • Grund dafür war, dass eine Reise-Gruppe in die Nähe der Sperrzone gelangte.

Der Spionage-Fall rund um das Hotel Rössli am Militärflugplatz Meiringen BE schlug in der Schweiz grosse Wellen: Ende 2023 wurde bekannt, dass ab 2018 für fast fünf Jahre eine chinesische Familie das Hotel betrieb. Und mutmasslich für den chinesischen Staatsapparat spionierte.

Nun zeigen Recherchen für ein Buch und eine Podcast-Serie, wie der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) der Familie auf die Schliche kam. Dabei spielte der Zufall eine entscheidende Rolle, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Touristen in Nähe der Sperrzone

Denn: Nur dank Touristen aus Frankreich und Pakistan wurde der Geheimdienst auf die chinesischen Hotel-Betreiber aufmerksam. Diese waren im Oktober 2022 im Rössli einquartiert, als sie beim Flugplatz spazieren gingen und in die Nähe der Sperrzone gelangten.

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Daraufhin kontrollierte die Kantonspolizei Bern die Spaziergänger und schaltete den NDB ein. Dies stellte sich zwar als Fehlalarm heraus, doch die chinesischen Betreiber des Hotels, die Wangs, fielen dem Geheimdienst so ins Auge.

Denn der neue Kampfjet F-35 soll schon bald von dem Flugplatz aus fliegen. Und der chinesische Staat versucht schon lange, den US-Jet auszuforschen.

Chinesische Familie war illegal hier

Beim Kauf des Hotels durch die Wangs war bereits bekannt, dass sich die Schweiz für den Kauf des US-Fliegers interessierte. Der Kampfjet mit der einzigartigen Tarnkappentechnik wurde im Sommer 2019 dann auch in Meiringen getestet. Deswegen eröffnete der NDB gegen die Wangs im Herbst 2022 eine Untersuchung.

Als die Kapo Bern im November 2023 im Rössli eine Personenkontrolle durchführte, waren auch die chinesischen Besitzer anwesend. Dabei stellte sich heraus, dass die Wangs illegal in der Schweiz waren.

Die Aufenthaltsbewilligung des Sohnes, für ein Studium an einer Hotelfachschule in Leysin VD, war schon lange abgelaufen. Und die Eltern hatten gar nie eine Aufenthaltsbewilligung erhalten. Ausserdem besassen sie auch keine Erlaubnis, ein Hotel zu führen.

Nachdem sie den Laden dichtgemacht hatten, wurden die drei Chinesen einen Winter lang nicht gesehen. Doch der Sohn tauchte im Frühjahr 2023 wieder auf: Er beantragte dabei eine Aufenthaltsbewilligung und eine Betriebserlaubnis für das Hotel in Meiringen. Zudem reisten die Eltern mit einem Touristenvisum wieder ein.

Beziehungen zum Staatsapparat

Recherchen des NDB zur Familie Wang liessen aber die Alarmglocken läuten: Denn Vater Wang war als Diplomatensohn in Deutschland aufgewachsen. Sein Vater hatte wichtige Posten in Indien und den USA besetzt. Die Familie besass also bereits eine Verbindung zu Chinas Staatsapparat.

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Die besorgten USA sowie Grossbritannien übten deswegen Druck auf die Schweiz aus, ihre Sicherheitsvorkehrungen bei militärisch genutzten Flugplätzen zu verbessern. Auf Geheiss des NDB lehnten die kantonalen Behörden danach die Gesuche für Aufenthalts- uns Betriebsbewilligung ab.

Weil die Wangs die Ausreisefristen ignorierten und das Hotel weiter betrieben, wurde im Juli 2023 im Rössli eine Razzia durchgeführt. Die drei Wangs bestritten dabei, irgendwelche Beziehungen zum chinesischen Staat zu haben. Kurz darauf verschwanden sie endgültig aus der Schweiz.