Schweizer Schauspiellegende Liselotte Pulver wird 90 Jahre alt

Ohne das legendäre Lachen geht es bei Liselotte Pulver bis heute nicht. Mit 90 schwelgt die Schauspielerin gerne in Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Die Schauspielerin Lilo Pulver zeigt ihr Buch «Liselotte Pulver: Was vergeht ist nicht verloren». - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Schauspielerin Liselotte Pulver wird am 11. Oktober 90 Jahre alt.
  • In ihrem Buch lädt sie zu einer Zeitreise in die deutschen Wirtschaftswunderkinos ein.

Am 11. Oktober wird die Schweizerin Liselotte Pulver 90 Jahre alt. Sie präsentiert Fotos, Briefe, Filmplakate, Artikel und private Aufzeichnungen in einem neuen Buch: «Was vergeht, ist nicht vergessen». Sie lädt Leser damit zu einer Reise in die Zeit des deutschen Wirtschaftswunderkinos ein.

Sie lache weiter laut und gerne, schreibt Liselotte Pulver. Beispielsweise wenn sie am Seniorenheim in ihrer Heimatstadt Bern durch die Felder spaziert und eine galoppierende Kuh sieht. Die Botschaft: Mir geht's gut. Sie ist sogar noch mit ihrem Mercedes Coupé unterwegs, wenn ihr der Sinn danach steht.

«Traum von der Sexbombe»

Liselotte Pulver beschreibt etwa, wie sie unter Billy Wilders Regie ihren «Traum von der Sexbombe» verwirklichen durfte. Als Fräulein Ingeborg tanzte sie 1961 in Wilders Film «Eins, Zwei, Drei» auf dem Tisch. Und zwar so verführerisch, dass buchstäblich die Wände wackelten. Damit zeigte sie, dass sie das Zeug zur Schweizer Antwort auf Hollywood-Star Marilyn Monroe hatte.

O.W. Fischer und Liselotte Pulver in einer Szene des Films «Helden» von Franz Peter Wirth, 1958. - keystone

Dabei setzte Pulver in den Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahren in ihren Rollen eher auf burschikos als sexy. Wie 1955 in «Ich denke oft an Piroschka», in dem Film betörte sie als junge Ungarin Piri einen deutschen Studenten. Der Name des Ortes, Hódmezővásárhely, gehe ihr bis heute ohne Probleme über die Lippen, schreibt Pulver. Im «Wirtshaus im Spessart» wickelt sie als Räuberbraut einen verarmten Grafen um den Finger.

Der Traum einer Weltkarriere

Liselotte Pulver träumte von einer Weltkarriere, und drehte Ende der 50er Jahre tatsächlich auch in Hollywood. Sie hätte neben Charlton Heston in «El Cid» vor der Kamera stehen können.

Doch sagte sie wegen Dreharbeiten in Deutschland ab. «El Cid» wurde mit Sophia Loren ein Welterfolg. «Die Unterschätzte, die fast ein Weltstar geworden wäre», schrieb die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» einmal über Pulver.

Liselotte Pulver freut sich über die Auszeichnung für ihr Lebenswerk bei der 70. Verleihung des Medienpreises Bambi im Stage Theater in Berlin 2018. - dpa

Mit dem Aufkommen des Neuen Deutschen Film Ende der 60er Jahre war ihre Glanzzeit vorbei. In der Ära von Regisseuren wie Werner Fassbinder und Wim Wenders war statt Unterhaltung im Film Gesellschaftskritik angesagt.

«Für mich brachen schwierige Zeiten an. Ich war bei den Machern des Neuen Deutschen Films nicht die erste Wahl», schreibt sie. Sie drehte weniger Filme.

Liselotte Pulver: «Keinen weiteren Film mit mir»

In den 80er Jahren war sie in der «Sesamstrasse» im Kinderfernsehen. Ihr letzter Kinofilm war «Das Superweib» 1996 mit Veronica Ferres. «Nein, es wird keinen weiteren Film mit mir geben», stellt sie in dem Buch klar.