Sekten-TV-Macherin packt über Verschwörungstheorien aus
Im idyllischen Walzenhausen (AR) liegt die Zentrale der Sekte von Ivo Sasek. Von hier aus werden Fake-News weltweit verbreitet. Eine Aussteigerin packt aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Sender «KLA-TV» verbreitet seit Jahren Verschwörungstheorien und Fake-News.
- Die Ex-Leiterin Miriam Christ packt aus: «Man musste nie auf seriöse Quellen achten.»
- «Die Devise lautete: Hauptsache, es ist widersprüchlich zu den Massenmedien», so Christ.
Miriam Christ ist Mitte 30 und arbeitet als Geschäftsführerin einer IT-Firma. Was sich nach einem gewöhnlichen Leben anhört, war nicht immer so.
Die studierte Betriebswissenschaftlerin gehörte einst der Sekte «Organische Christus Generation» (OCG) an. Prediger Ivo Sasek leitet diese und baute über die letzten Jahre ein Fake-News-Imperium auf. Mit dem hauseigenen «KLA-TV» werden wirre Theorien zu allen möglichen Themen verbreitet: den angeblichen «Corona-Verbrechen», Weltuntergangsszenarien, oder auch satanistische Verschwörungen.
Mitten drin: die junge Miriam Christ. Bis zum Jahr 2013 war sie für den Online-Kanal des Medien-Imperiums zuständig. Im Alter von 24 Jahren schaffte sie nach neun Jahren im innersten Kreis der Sekte endlich den Ausstieg. Nun packt bei SRF aus.
Seriöse Quellen? Fehlanzeige.
Christ leitete die Produktion der verschiedenen KLA-TV-Studios in der Schweiz – ein Imperium. «Ich hatte etwa 90 Freiwillige unter mir, die täglich Beiträge geschnitten haben», sagt sie.
Doch diese Horde an selbsternannten Journalistinnen und Journalisten nahm es laut Christ nicht so genau mit den Fakten: «Heute, wo ich die Kriterien für journalistische Beiträge kenne, weiss ich, dass die Art und Weise, wie OCG oder KLA-TV arbeiten, dem nicht entspricht.»
Der einzige Faktencheck sei gewesen, dass auf anderen Seiten mit Verschwörungstheorien recherchiert wurde. Die Ex-Leiterin sagt: «Man musste nie auf seriöse Quellen achten.»
Und das Ziel dahinter? «Hauptsache, es ist widersprüchlich zu den Massenmedien», so Christ in der SRF-Sendung «10 vor 10».
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Mittlerweile bereut das ex-Mitglied ihre Arbeit bei der Sekte. «Ich war damals sehr jung und habe das Ganze nicht durchschaut», sagt Christ. Heute würde sie sich nicht mehr dazu entscheiden, ihren Teil zu KLA-TV beizutragen.
Sekten-Chef wehrt sich
Sekten-Chef Ivo Sasek hält hingegen wenig von den Vorwürfen: Zu jeder Aussage oder Berichterstattung würde KLA-TV zahlreiche Quellen veröffentlichen. «Das gibt uns unendlich viel Arbeit», sagt der Prediger.
Sasek holt zum Gegenschlag aus: «Ihr habt so viel Dreck am Stecken, dass es einem den Atem verschläft», sagt er zum SRF. Denn nicht KLA-TV, sondern das staatliche Fernsehen würde lügenhafte Behauptungen aufstellen, so der Sekten-Chef.