Umfrage von Amnesty International zu sexueller Gewalt in der Schweiz

Eine Untersuchung von Amnesty International besagt, dass 12 Prozent der Frauen in der Schweiz Sex gegen ihren Willen hatten. Eine Petition soll das ändern.

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Nau - Frauenrechtsexpertin Noemi Grütter spricht über die Petition von Amnesty International.

Das Wichtigste in Kürze

  • Amnesty International hat eine Untersuchung zu sexueller Gewalt veröffentlicht.
  • 12 Prozent der befragten 4500 Frauen beklagen ungewollte sexuelle Handlungen.
  • Eine Petition wurde lanciert, um die Gesetzgebung zu ändern.

22 Prozent der befragten Frauen haben ungewollt sexuelle Handlungen erlebt. 12 Prozent gar Geschlechtsverkehr gegen ihren Willen. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Umfrage von gfs.bern im Auftrag von Amnesty International. Fast 4500 Frauen ab 16 Jahren wurden zur Thematik befragt.

So gaben 64 Prozent der Befragten an, jemanden zu kennen, der sexuell belästigt wurde. Laut der Befragung gaben 49 Prozent an, einen Vorfall von sexueller Gewalt für sich behalten zu haben.

Diskrepanz zur Statistik

Dies erklärt laut der NGO die Diskrepanz zur Kriminalitätsstatistik. Laut dem Bundesamt für Statistik kam es 2018 zu 626 Straftaten wegen Vergewaltigung. Dazu kommen 665 Fälle von sexueller Nötigung.

Daraus schliesst Amnesty, dass die Statistik nur «einen Bruchteil der Fälle» ausweist. Für Amnesty International ist klar: Die Gesetzgebung ist zu lasch. Deshalb wurde eine Petition lanciert.

«Wir verlangen darin, dass es eine Gesetzesänderung gibt», sagt Noemi Grütter. Sie ist Frauenrechtsexpertin bei Amnesty. Mittels der Petition soll erreicht werden, dass Sex ohne Einwilligung als Vergewaltigung gilt.

Weiter verlangt Amnesty, dass Polizisten, Strafbehörden und Anwälte spezifisch geschult werden. «So soll eine angemessene Behandlung von Opfern gewährleistet werden», sagt Grütter. Zu guter Letzt verlangt die Organisation, dass Daten über sexuelle Gewalt besser erhoben werden.

Behörden handeln nicht richtig

«Wir haben das Gefühl, dass die Behörden bei sexueller Gewalt nicht richtig reagieren», sagt Grütter. Dabei stützt sich die Aktivistin etwa auf Erfahrungen von Opferhilfe-Stellen. «Wir wissen, dass Opfern von sexueller Gewalt oft eine Mitschuld gegeben wird.»

So werde zum Beispiel gefragt, ob die Opfer sich freizügig gekleidet hätten. In der Folge hielten solche Reaktionen Opfer davon ab, Anzeige zu erstatten. «So bekommen viele Opfer keine Gerechtigkeit», so Grütter.

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Nau - Frauenrechtsexpertin Noemi Grütter: «Die Schweiz hat Nachholbedarf.»

Die Untersuchung wurde mit drei Methoden gemacht. 100 Frauen wurden per Telefon befragt. Weitere 385 nahmen an einem Online-Panel teil, 4010 Frauen an einer Online-Befragung.