Universität Bern lockt mit Klimaanlage ungewollt Obdachlose an
Die Bibliotheken der Universität Bern sind öffentlich zugänglich – und gut gekühlt. Das lockt nicht nur Lernwillige an, sondern auch überhitzte Obdachlose.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Bibliotheken der Universität Bern sind gut gekühlt, das lockt nicht nur Studierende.
- Nau-Leser berichten von Obdachlosen, die vor der Hitze in die Bibliotheken flüchten.
- Solange die Studis nicht beim Lernen gestört werden, sei dies erlaubt.
Zwar sind die Semesterferien in vollem Gang. Leer bleiben die Universitäten den Sommer über allerdings nicht. Vor allem die gekühlten Bibliotheken sind dieser Tage gut besucht
Von Studierenden, die für Prüfungen lernen oder arbeiten schreiben. Allerdings nicht nur. Laut Berichten von Nau-Lesern suchen auch obdachlose Menschen dieser Tage die Bibliotheken auf.
Ob es die dicken Wälzer sind, die sie anziehen? Oder doch eher die effiziente Klimaanlage der Universität Bern?
«Unerträglicher Gestank»
«Ich war zum Lernen in der Unitobler. Schon als ich hereinkam, war da ein unangenehmer Geruch. Ich dachte erst, im Sommer schwitzen halt alle ein bisschen.
Aber es war so unerträglich, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Dann sah ich, dass eine Obdachlose auf einem der Sessel sass», berichtet ein Nau-Leser und Student.
Seine Kommilitonen hatten in den letzten Tagen bereits ähnliche Erfahrungen gemacht. In der Bibliothek des Hauptgebäudes habe sich ein Mann, der obdachlos anmutete, zu einem Nickerchen hingelegt. Ein anderer habe in den kühlen Räumlichkeiten gegessen.
Universität Bern ist für alle da
Was tut die Universität Bern, wenn jemand das Lernen stört? «Unsere Mitarbeitenden sind für diese Thematik sensibilisiert und geschult», erklärt Mediensprecher Ivo Schmucki.
In den Hausordnungen der Bibliotheken sei festgehalten, dass Belästigungen anderer Kundinnen und Kunden nicht geduldet würden. Dazu gehöre etwa das Essen in der Bibliothek, starke Gerüche, Belästigung oder Lärm.
«Unterschiedliche Nutzungsbedürfnisse»
Allerdings gelte: «Die meisten unserer Bibliotheken stehen der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Nicht nur Universitätsangehörigen», so Schmucki. «Entsprechend unterschiedlich sind auch die Nutzungsbedürfnisse.»
Die Angestellten hätten eine Aufsichtsfunktion für die Räume der Bibliotheken, «aber nicht für ganze Institutsgebäude». Es kann also immer wieder vorkommen, dass jemand unbemerkt gegen die Regeln verstösst.
«Wer sich durch andere Personen in der Bibliothek belästigt oder gestört fühlt, wendet sich am besten direkt ans Bibliothekspersonal», empfiehlt Schmucki.
Situation in Basel und Zürich
«In der UB wird darauf geachtet, dass die Studierenden nicht beim Lernen gestört werden», erklärt Matthias Geering von der Universität Basel.
«Darum müssen auch ab und zu Leute, die sich nicht daran halten, aus der UB gewiesen werden.» Dazu habe es in den Räumen der Universitätsbibliothek (UB) Personal.
Aus Zürich sind keine ähnlichen Vorfälle bekannt.