Vergrösserte Schizophrenie-Medi auch Männerbrüste in der Schweiz?

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson wurde aufgrund von Nebenwirkungen auf 8 Milliarden Dollar verklagt. Das Medikament wurde auch in der Schweiz verschrieben.

Auch Männerbrüste können wegen Nebenwirkungen wachsen. Dies führte in den USA zu einer hohen Schadensersatzsumme. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Pharmakonzern Johnson & Johnson wurde auf 8 Milliarden Dollar verklagt.
  • Dies, weil dem Patienten durch das Medikament Risperdal Brüste gewachsen sein sollen.
  • Das Medikament wurde auch in der Schweiz verschrieben.

Da muss Johnson & Johnson tief in die Tasche greifen: 8 Milliarden Dollar hat die Gerichtsjury einem männlichen Patienten in den USA zugesprochen. Grund dafür sind die ungenannten Nebenwirkungen des Medikaments Risperdal.

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson ist zu einer milliardenschweren Strafzahlung verurteilt worden. - dpa-infocom GmbH

Demnach soll der Konzern verschwiegen haben, dass das Schizophrenie-Medikament mit dem Wirkstoff Risperidon bei Männern den Wachstum von Brüsten auslösen könnte. Der Pharmakonzern selber will das Urteil anfechten.

Risperidal auch in der Schweiz im Einsatz

Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse bestätigt, dass das Medikament auch in der Schweiz eingesetzt wird. In kleineren Dosen wird es für die Verwendung gegen Alzheimer gebraucht, eine hohe Dosis wird Schizophrenie-Patienten verabreicht.

Der Schweizerische Apothekerverbands pharmaSuisse. - Keystone

«Unter den Nebenwirkungen wird bei hohen Dosen deutlich auf eine schnelle Gewichtszunahme hingewiesen», erklärt Mediensprecherin Stephanie Balliana. Der Verband kann sich daher gut vorstellen, «dass das Brustwachstum mit der Gewichtsveränderung einhergeht».

Brustwachstum bei Männern nichts Neues

Schon selber Risperdal verschrieben hat Chefarzt Matthias Hilpert vom Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie Aargau. «Wir setzen das Medikament hauptsächlich zur Behandlung der Schizophrenie ein, sofern das aus medizinischen Gründen notwendig ist.»

Das Medikament habe sich bewährt. Brisant: «Die Nebenwirkung des Brustwachstums ist nicht neu, wenn auch nur gelegentlich vorkommend.» Ein spezifischer Fall sei ihm jedoch nicht bekannt.

Mathias Hilpert, Zentrumsleiter und Chefarzt, Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie in Brugg AG. - PDAG

Das Wachstum sei auf eine durch das Medikament auslösbare Hormonausschüttung zurückzuführen. Darum bestimme man bei Patienten unter Risperdal den entsprechenden Wert im Blut, «um bereits vor Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen reagieren zu können».

Hilpert betont jedoch, männliche Patienten speziell über die Nebenwirkung des Brustwachstums aufzuklären. Und weiterhin darum bemüht zu sein, «das Auftreten dieser Nebenwirkung zu verhindern.»