Vogelgrippe: Experten warnen vor möglichen Mutationen

Die Vogelgrippe ist in den USA auf dem Vormarsch. Wie gefährlich ist sie wirklich – und droht nach dem Coronavirus eine neue Pandemie? Experten ordnen ein.

Ein Bild von einer Vogelgrippe-Übung des Schweizer Zivilschutzes. Der Erreger kann nicht nur Hühner, sondern auch Menschen befallen. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den USA breitet sich die Vogelgrippe immer mehr aus, vor allem bei Kühen.
  • Die Gefahr in der Schweiz ist jedoch aktuell gering.
  • Höchstens, wenn der Erreger mutieren würde, könnte es problematisch werden.

Der Erreger H5N1 sorgte zuletzt für Aufsehen. Das Vogelgrippevirus breitet sich nämlich aktuell vor allem unter Kühen in den USA aus.

Die Ansteckungen lösen vielerorts die Befürchtung aus, dass der Mensch auch bald grossflächig betroffen sein könnte. Dies, weil es sich bei Kühen ebenfalls um Säugetiere handelt. Teilweise werden sogar schon Vergleiche mit dem Coronavirus gezogen.

Laut mehreren Experten könnte ein Ausbruch der Vogelgrippe beim Menschen sogar gefährlicher sein als die Corona-Pandemie. Wie schätzen also Fachleute in der Schweiz die Situation ein?

Wahrscheinlichkeit einer Infektion «sehr gering»

Simon Ming, Mediensprecher beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), sagt zunächst: «Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit dem Vogelgrippevirus des Subtyps H5N1 ist für die allgemeine Bevölkerung in der Schweiz sehr gering.»

Einzig bei Berufsgruppen, die mit erkrankten Vögeln oder anderen Tieren in Kontakt kommen, könne die Gefahr mässig sein. «Im Moment gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, dass das Virus in der Schweiz zirkuliert», sagt Ming.

Im Vergleich zum Coronavirus gibt es vor allem einen grossen Unterschied, wie Ming erklärt. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die Vogelgrippe sich von Mensch zu Mensch verbreiten könne. Stattdessen ist bisher nur eine sogenannte «zoonotische Übertragung», also vom Tier zum Menschen, zu beobachten.

Ähnlich beurteilt Virologe Andreas Cerny die Lage. Neu sei vor allem, dass sich das Virus in den USA nun unter Kuhherden ausbreite. Die registrierten Infektionen mit dem H5N1-Virus seien allesamt bei Personen aufgetreten, die Kontakt mit Tieren hatten.

Auf unserer Seite des grossen Teiches ist der Erreger sowieso noch nicht angekommen. «Ähnliche Fälle bei Kühen oder bei Menschen sind bisher in Europa nicht beobachtet worden», so der Experte weiter.

Bei wilden Vögeln oder selten bei anderen wilden Tieren komme H5N1 auch hierzulande vor, sagt Cerny. Die Hauptgefahr bestehe bei der Zuchthaltung von Hühnern und anderen Vögeln. Aktuell gilt: «Für die Bevölkerung besteht im Moment keine besondere Gefahr.»

Mutationen der Vogelgrippe könnten Karten neu mischen

Ein Aspekt, den man aber sicherlich im Auge behalten muss, sind allfällige Mutationen der Vogelgrippe.

Didier Plaschy, Mediensprecher der Insel Gruppe, sagt: «Die Wahrscheinlichkeit einer Pandemie durch aviäre Influenza ist kurzfristig tief, mittelfristig allerdings eher im mittleren Bereich.» Zur Erklärung: Die aviäre Influenza ist ein anderer Begriff für die Vogelgrippe.

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Auch Ming vom BAG betont, Influenzaviren würden sich permanent verändern. So könnte ein neuartiger Subtyp entstehen, «der schwere Erkrankungen hervorrufen und sich sehr effektiv von Mensch zu Mensch verbreiten würde». Allerdings gebe es dafür in den USA derzeit keine Anzeichen.

Besorgniserregend ist laut Plaschy von der Insel Gruppe aber die in den letzten Jahren sehr starke Zirkulation bei Wildvögeln. Dies, «weil damit die Wahrscheinlichkeit von Rekombinationen und Mutationen, die die Übertragbarkeit zwischen Menschen erhöhen, mittelfristig steigt».