Wegen Coronavirus: Mehrheit möchte Lockdown nur langsam lockern
Eine Studie hält fest, dass der Grossteil der Bevölkerung das Coronavirus noch als Gefahr betrachtet. Den Lockdown wollen sie nur langsam lockern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Grossteil der Bevölkerung wünscht sich ein längere strikte Corona-Massnahmen.
- Dies besagt eine repräsentative Umfrage und Studie der Universitäten Bern und Ilmenau.
- Die Meinungen würden sich vor allem entlang der politischen Haltung spalten.
Das Ende des Lockdowns in der Schweiz, so wie in vielen anderen europäischen Ländern, ist nah. Etappenweise ermöglichen die Behörden die Öffnung der Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben. Das Coronavirus scheint aber immer noch ein Thema der Besorgnis zu sein, viele Menschen empfinden die Lockerungen als voreilig.
Dies besagt eine noch unveröffentlichte Studie der Universitäten Bern und Ilmenau , welche dem «Spiegel» vorliegt. Der Wunsch nach einer Lockerung widerspiegelt demnach also nicht die allgemeine Gemütslage der Bevölkerung in Deutschland.
Lockdown wegen Coronavirus soll allmählich stattfinden
Beinahe die Hälfte der Befragten, insgesamt 48 Prozent, nimmt in der Coronakrise zwar eine starke Einschränkung der Grundrechte wahr. Und weitere 35 Prozent ärgern sich über den gewaltigen Einschnitt in ihr Leben.
Aber: Eine überwiegende Mehrheit der Beteiligten lehnt einen voreiligen Ausstieg aus der Ausnahmesituation ab. 72 Prozent halten Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen für angemessen, um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Dies besagt die repräsentative Umfrage.
Diese Mehrheitsmeinung sei überraschend, meint Jens Wolling, Professor für Empirische Medienforschung und Politische Kommunikation an der Universität Ilmenau.
Wolling führt aus: «Es plädieren vor allem diejenigen für ein Ende der Massnahmen, die das Coronavirus für sich als recht ungefährlich erachten.» Die grosse Mehrheit der Bevölkerung nehme das Coronavirus als Gefahr wahr. Und favorisiere deshalb allmähliche Lockerungen - also einen längeren Lockdown.
Es tun sich Gräben in der Gesellschaft auf
Die Gesellschaft spalte sich in politische Lager und Meinungen auf. Einige würden der Politik gegenüber Wohlwollen und Akzeptanz empfinden, andere würden sich stark dagegen stemmen.
85 Prozent der Befragten glauben, in der Coronakrise keinen Einfluss auf das Handeln der Regierung zu haben. Oder zumindest ein Gefühl der politischen Machtlosigkeit verspüren.
«Das ist ein dramatischer Befund. So etwas habe ich noch nie gesehen», sorgt sich der Professor.
«Wie in der Flüchtlings- oder der Klimafrage tun sich Bruchlinien zwischen Gruppen auf», erläutert Wolling. Diese Gruppen unterscheiden sich stark in ihrer Meinung, Mediennutzung und ökonomischen Situation.