Weil Lehrer fehlen: Schulen vergrössern in Luzern einfach Klassen

Im Kanton Luzern werden Schulklassen vergrössert, weil nicht genügend Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung stehen.

Den Schulen in der Schweiz fehlen zunehmend die Lehrerinnen und Lehrer. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Den Schulen in der Schweiz fehlen zunehmend die Lehrerinnen und Lehrer.
  • Eine Notlösung sind daher Mischklassen, woraus Klassen mit Überbeständen entstehen.
  • Laut einer Schule in Luzern bringen diese aber grosse Herausforderungen mit sich.

Zum Schulstart teilte der Kanton Luzern mit, dass alle Stellen für Klassenlehrpersonen besetzt werden konnten. Doch für einige Gemeinden stimmt diese Aussage offenbar nur bedingt.

«Für die 4. Klasse konnten wir keine Lehrperson finden», sagt etwa die Leiterin der Schule Zell gegenüber der «Luzerner Zeitung». Es musste deshalb eine andere Lösung gefunden werden. «Wir haben nun eine Mischklasse aufgeteilt», erklärt Fränzi Möri.

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Jetzt gäbe es eine «sehr grosse» 4. Primarklasse mit 25 Kindern und eine «ebenfalls grosse» 5. Primarklasse mit 25 Kindern. «Alle beteiligten Lehrpersonen zeigten sich zudem bereit, ihr Pensum zu erhöhen, um diese beiden Klassen gut unterrichten zu können.» Zusätzliche Unterstützung gebe es durch Klassenassistenzen, erklärt die Schulleiterin.

68 Klassen mit Überbestand im vergangenen Schuljahr

Das Beispiel der Gemeinde Zell ist kein Einzelfall. Im letzten Schuljahr wurden laut dem Bericht über alle Schulstufen hinweg – von Kindergarten bis Sekundarschule – 68 Klassen mit Überbestand geführt. Aktuelle Zahlen zum laufenden Schuljahr liegen noch nicht vor.

Martina Krieg, Leiterin Dienststelle Volksschulbildung beim Kanton Luzern, betont, dass der mehrjährige Vergleich zeige, dass sich die Anzahl Klassen mit Überbestand über die letzten Jahre in einem ähnlichen Rahmen bewegen würden. Es sei zu berücksichtigen, dass die Zahl der Klassen kontinuierlich zugenommen habe.

Sind die Klassen zu gross, sieht der Kanton Massnahmen vor, heisst es weiter. Klassen mit Überbestand erhalten mehr Ressourcen, nämlich ein bis zwei zusätzliche Lektionen pro zusätzlichem Kind.

Die Qualität des Unterrichts werde durch zusätzliche Ressourcen sichergestellt, sagt Krieg und betont: «Die Klassengrösse hat keinen merklichen Einfluss auf den Lernerfolg der Kinder oder Jugendlichen." Für Lehrpersonen bedeute eine kleine Klasse jedoch weniger Aufwand an Korrekturarbeiten und Elternarbeit.

Lehrpersonen in Klassen mit weniger «Begleitung & Unterstützung»

In der Gemeinde Zell bringen die zwei grossen Klassen verschiedene Herausforderungen mit sich. Laut Schulleiterin Fränzi Möri bleibe der Lehrperson nicht viel Zeit für «persönliche Begleitung und Unterstützung».

Erschwerend komme hinzu, wenn in der Klasse auch Kinder seien, die spezielle Aufmerksamkeit und Betreuung benötigen oder den Unterrichtsablauf stören würden.

Im ganzen Kanton Luzern gab es im vergangenen Jahr insgesamt 68 Schulklassen mit Überbeständen. - keystone

Möri betont, dass man mit genügend Ressourcen die grossen Klassen auch in Halbklassen unterrichten könne. Damit habe eine Lehrperson mehr Zeit für die Kinder. «Der Halbklassenunterricht ist wichtig», sagt die Schulleiterin.