Wie Forscher das Geheimnis der Nobelpreise zu knacken versuchten

Wieder wird gerätselt, wer die begehrten Nobelpreise kommende Woche erhalten könnte. Forschende haben vor einigen Jahren skurrile - nicht immer ernstzunehmende - Zusammenhänge aufgezeigt, um die Zahl der Nobelpreisträger eines Landes zu erklären.

Milch, Kaffee und Schokolade: Alle drei Genussmittel standen schon im Fokus, wenn es darum ging, die Anzahl von Nobelpreisen eines Landes zu erklären. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP/CHITOSE SUZUKI

Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler scheinen einen ganz eigenen Humor zu haben.

Es begann mit einer im Jahr 2012 erschienenen Studie des Schweizers Franz Messerli, der damals an der New Yorker Columbia-Universität tätig war. Sein Befund: Länder mit hohem Schokoladenkonsum erhalten mehr Nobelpreise. Demnach stand die Schweiz sowohl beim Schoggi-Konsum als auch beim Einheimsen von Nobelpreisen nach Bevölkerungsanteilen an der Spitze.

Die Meldung ging um die Welt. Das Fachmagazin «Nature» befragte daraufhin sogar 23 Nobelpreisträger zu ihrem Schokoladenkonsum. Zehn (43 Prozent) von ihnen gaben an, mehr als zweimal pro Woche Schokolade zu essen, verglichen mit nur 25 Prozent von 237 Kontrollpersonen. Drei Nobelpreisträger gestanden - wohl mit einem Augenzwinkern -, dass Schoggi tatsächlich zum Gewinn der hohen Auszeichnung beigetragen habe.

Messerlis Studie hatte allerdings einen Haken: Schweden tanzte bei seinen Beobachtungen aus der Reihe. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 6,4 Kilogramm Schokolade pro Jahr hätte das Land eigentlich 14 Nobelpreisträger hervorbringen müssen, in Wahrheit waren es aber über dreissig.

Die Lösung kam postwendend von den Forschenden Sarah Linthwaite und Geraint Fuller: Die Milch musste es sein. Denn diejenigen Länder, deren Bewohnerinnen und Bewohner besonders viel Milch schlürfen, ergattern gemessen an der Bevölkerungszahl auch viele Nobelpreise - beispielsweise Schweden.

Zwei Forscher der Universität in Abu Dhabi trieben die Sache noch weiter - und waren überzeugt, den Schlüssel gefunden zu haben. Denn der Kaffee-Konsum eines Landes hing mit den Nobelpreisen ebenso stark zusammen wie die Schoggi. «Das Geheimnis des Nobelpreises ist nun endgültig geklärt», schrieben sie. Es liege demnach in der Barbajada. Das ist ein Mailänder Schaumgetränk aus Kaffee, Milch und Schokolade - gekrönt mit Schlagrahm.

Dem belgischen Forschertrio Pierre Maurage, Alexandre Heeren und Mauro Pesentium wurde die Aufregung um die Ernährungsgewohnheiten der erfolgreichen Nobelpreis-Länder zu bunt. Und sie zerpflückten den von Messerli gemutmassten Zusammenhang zwischen Schoggi und Nobelpreisen. Der Schweizer brachte nämlich die Vermutung an, dass Flavanole, bestimmte Pflanzenstoffe, der Schlüssel sein könnten. Diese finden sich nicht nur in Kakao, sondern auch in Grüntee und Rotwein.

Nur: Es gab keinen Zusammenhang zwischen dem Pro-Kopf-Konsum von Tee oder Wein mit der Anzahl von Nobelpreisträgern. Sehr wohl fanden die Belgier aber eine «unglaublich hohe Korrelation» zwischen der Anzahl an Ikea-Filialen und Nobelpreisträgern. Damit hatten sie diese skurrilen Zusammenhänge ad absurdum geführt, wie sie selber schrieben.

Mit einer ausgeklügelten, statistischen Methode zeigten zwei der belgischen Forscher mit einem japanischen Kollegen schlussendlich, was einen «fruchtbaren Boden für den Erhalt von Nobelpreisen schafft». Und es klingt so einleuchtend wie langweilig: Demnach sind es die Anzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen eines Landes sowie der Anteil des Bruttoinlandprodukts, der in die Forschung fliesst.

Mit der Bekanntgabe des Medizinnobelpreises beginnt am Montag die Nobelwoche. Am Dienstag und Mittwoch folgen die Auszeichnungen in Physik und Chemie. Die Ernährungsgewohnheiten der Geehrten werden dann wohl kaum eine Rolle spielen.