Sollten sich Christen bei Spott auch wehren?

Wer sich über Jesus lustig macht, braucht deswegen nie Personenschutz. Gut so! Nur einen schwachen Gott muss man verteidigen, meint unser Halleluja-Kolumnist.

Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
  • Sind Sie seiner Meinung? Eher nicht? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
  • Den Autor erreichen Sie unter sam@hisam.ch oder auf Social Media.

Den Propheten Mohammed zu beleidigen ist nicht so clever. Sofort brennen Teile der Welt, Tausende protestieren auf den Strassen.

«Schrecklich radikal!», denken die einen, wenn Frankreich-Fähnchen brennen oder Wütende mit ihren Schuhen Fotos von Emmanuel Macron plagen.

Protest in Pakistan. - keystone

Andere finden es faszinierend, diesen kompromisslosen Kampf für den Glauben. Natürlich nicht den Islamisten-Terror – jedoch diesen «friedlichen» Aufschrei dagegen, wenn religiöse Gefühle verletzt werden. Und schon kommt der Wunsch hoch: «Ach, wären wir Christen doch auch so laut.»

Immer mehr solcher Christen werfen mir vor, ich würde nicht genug gegen Nau-User vorgehen, die in der Kommentarspalte unter meinen Kolumnen den Gott der Bibel beleidigen.

Da ich Spott und Hohn zulasse, würde ich zum Mittäter. Jemand hat mir geschrieben, Jesus weine darüber, was ich hier mache. Ich solle mir an den wütenden Muslimen ein Vorbild nehmen.

Vorbildlich? Wütende Muslime in Dhaka. - keystone

Gutes Zeichen, wenn Sie Jesus berührt

Höchste Zeit, das Thema aufzurollen. Finde ich es cool, wenn Jesus beleidigt wird? Natürlich nicht! Aber warum beleidigen Menschen? Etwas sagt es meines Erachtens immer aus: Die Person oder Sache, die ich beleidige, lässt mich NICHT kalt.

Schon mal ein gutes Zeichen, wenn Sie Jesus nicht kalt lässt. Es gibt Kolumnen-Lesende, die setzen mit ihrer IP-Adresse wöchentlich 50 oder mehr Kommentare unter meine Texte und beleidigen Jesus oder Christen. Eindrücklich, dass jemand so viel Zeit dafür investiert.

Die besten Diskussionen über meinen Glauben führe ich mit Menschen, die sich aufregen. Menschen, denen Jesus egal ist, klicken diese Kolumne erst gar nicht an. Warum sollten sie?

Wer gegen etwas in den Kampf zieht, ist meiner Meinung nach der Sache meist näher als derjenige, der gar keinen Kampf sieht.

Wer Gott rächt, glaubt an einen schwachen Gott

Fahren wir fort: Warum kann sich Gott nicht selbst wehren, wenn er beleidigt wird? Warum sollten wir kleine Kreaturen den Schöpfer des Universums verteidigen?

Muss brutal sein, wenn man wütend für seinen Gott auf die Strasse zieht, ihn verteidigt und bemerkt, dass Gott selbst aber gar nicht reagiert.

Will sich Gott nicht rächen? Oder kann er etwa nicht? Braucht er wirklich Menschen, die sich in seinem Namen wehren? Einem solch schwachen Gott würde ich nie nachfolgen wollen.

Jesus kennt jede Verbitterung

Jetzt kommt das Gute am Gott der Bibel – wir können ihn gar nicht beleidigen. Warum nicht? Weil er jede Verletzung, jeden Schmerz, jede Verbitterung versteht, die zu den Beleidigungen führt.

Wenn Sie also Jesus alle Schande zurufen, ist er nicht beleidigt, sondern weint deswegen, weil es ihm leidtut, dass Sie ihn nicht kennen, wie er wirklich ist.

Glauben Sie nicht? Lesen Sie mal in der Bibel: Wie hat Jesus auf Beleidigungen, Lügen und Folter reagiert? Mit nur einem Fingerschnipp wären ihm Engel-Legionen zu Hilfe geeilt und hätten alle Spötter ausgerottet.

Aber Jesus hat nicht geschnippt. Sagte am Kreuz sogar noch: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.»

Jesus sagte: «Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.» - Adobe Stock

Liebe ist die mächtigste Kraft

Die stärkste Macht, die es gibt, ist nicht die tosende Rache oder die brutale Vergeltung. Die mächtigste Kraft, die ein Gott haben kann, ist die Liebe.

Diese Liebe bewies Jesus, als er sich ohne Gegenwehr ans Kreuz nageln liess und seinem Auftrag treu blieb: Die Menschen durch seinen Tod zu erretten.

Er rächt sich nicht, wenn er beleidigt wird. Er will nicht, dass ihn seine Anhänger rächen. Weil er liebt, wer ihn hasst. Stärker kann ein Gott nicht sein.

Zum Autor:

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam».

Er liebt seine Familie, seine Kirche, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.

Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie Sam ein Email: sam@hiSam.ch

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