Coronavirus zahlt Schweizer Online-Casinos nicht aus

Die Schweizer Online-Casinos sind noch kein Jahr alt. Jetzt ersetzen sie die geschlossenen Glücksspiel-Etablissements. Reichen diese Einnahmen aus?

Spielautomaten können aktuell nur virtuell genutzt werden. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Online-Casinos verzeichnen derzeit ein Wachstum.
  • Ausschlaggebend sind neben den geschlossenen Casinos ein stetig wachsendes Angebot.
  • Die Einnahmen reichen jedoch nicht, um den stationären Betrieb zu kompensieren.

Das Coronavirus zwingt auch die Schweizer Casinos in die Knie: Etablissements von Interlaken bis Davos haben seit Mitte März ihre Tore geschlossen. Wer sich dennoch dem Glücksspiel frönen will, hat aktuell nur noch die Möglichkeit, ins Internet ausweichen.

Seit dem neuen Geldspielgesetz ist es Schweizer Betreibern erlaubt, eigene Online-Casinos zu betreiben. Diesen Schritt sind mittlerweile diverse Unternehmen gegangen – als erstes lancierte das Grand Casino Baden am 5. Juli «jackpots.ch».

Anfang September lancierte das zu der Gruppe gehörende Casino Davos mit «casino777.ch» ebenfalls einen eigenen Auftritt.

Das herkömmlich Wetten an einem Tisch ist aktuell nicht möglich. (Symbolbild) - Keystone

Kein aussergewöhnliches Wachstum wegen Corona

Wie Detlef Brose, CEO des Grand Casino Baden, auf Anfrage von Nau.ch mitteilt, «sind wir in beiden Casinos nach wie vor in einer Aufbauphase, haben unser Spielangebot permanent ausgebaut und verzeichnen daher mit ‹jackpots.ch› in Baden beziehungsweise ‹casino777.ch› in Davos in der Regel positive, monatliche Entwicklungen.»

«Die Zunahme in den ersten drei Monaten 2020 liegt im Rahmen der Zuwächse 2019, dies insbesondere in Anbetracht des technischen Ausbau der Plattformen und der Erweiterung der Spielangebote», so Brose.

Ausbau und geschlossene Casinos ausschlaggebend

Zu diesem Ausbau gehöre neben der Erweiterung des Spielangebots auch die Bereitstellung von Live-Online-Spielen wie Roulette. Doch es gebe auch einen weiteren Faktor, führt Brose auf: «Die Online-Umsatzentwicklungen im laufenden Jahr ist somit auf diverse Massnahmen aber logischerweise auch auf die Schliessung der terrestrischen Casinos zurückzuführen.»

Das Online-Glücksspiel kann immerhin Teile der entgangenen Einnahmen kompensieren. - Pixabay

Brose erklärt jedoch, dass die Onlineangebote kein Allheilmittel sind: «Natürlich können wir mit den Onlineangeboten einen gewissen Teil der entgangenen Einnahmen kompensieren.» Dennoch würde der Bruttoertrag der Monate ohne Live-Gaming unter den im Gesamtbudget gesetzten Zielwerte liegen.

Genaue Zahlen wollen die Betreiber aus Konkurrenzgründen nicht nennen.

«Online-Spielende sind anderes Spielersegment»

Ähnlich sieht es auch beim seit dem 17. März geschlossenen Grand Casino Luzern aus. Das Glücksspielhaus lancierte am 22. August «mycasino.ch» – laut eigenen Angaben das mittlerweile grösste Online-Casino der Schweiz.

«Die Online-Spielenden stellen ein anderes Spielersegment dar, haben bisher im Ausland gespielt und können mit dem neuen Geldspielgesetz endlich auf einem streng regulierten und sicheren Schweiz Online-Casino-Angebot spielen», sagt CEO Wolfgang Bliem zu Nau.ch.

«Book of Ra», «Lucky Lady Charm» und «Sizzling Hot» sind einige der Spiele, die online angeboten werden. - Grand Casino Luzern AG

Online-Casinos kompensieren nur Teile

Weiter erläutert Bliem: «Die Überschneidungen zwischen den landbasierten Casinos und den Online-Casinos sind geringer als erwartet und daher hat sich die Schliessung der Casinos ausgewirkt, aber nicht im überdurchschnittlichen Ausmass.»

Die Steigerung der Nutzerzahl erklären sich die Betreiber auch hier vom stark ausgebauten Angebot und dem Live-Online-Casino. Dies führt zu einer ähnlichen Erkenntnis wie bei der Konkurrenz: «Das Online-Casino kompensiert einen Teil des normalen Casino-Betriebes, kann aber den Wegfall des landbasierten Casino-Betriebes und der Gastronomie nicht ersetzen», so Bliem.

Auch hier wollen die Betreiber aus Wettbewerbsgründen keine konkreten Zahlen nicht nennen.