Detektiv suchte vor seinem Suizid Gespräch mit Credit Suisse
Ein Mittelsmann in der Beschattungs-Affäre der Credit Suisse hat sich das Leben genommen. Er suchte vergeblich das Gespräch mit der Grossbank.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Credit Suisse liess Banker Iqbal Khan beschatten.
- Der Sicherheitsexperte, welcher den Auftrag vermittelte, nahm sich das Leben.
Es ist die wirkliche Tragödie in der Beschattungs-Affäre der Credit Suisse: Der Suizid eines Sicherheitsexperten, welcher von der Grossbank beauftragt wurde.
Der Verstorbene galt als ruhiger, sorgfältiger Mann. Einer, der seine Arbeit gewissenhaft ausführte. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» berichten Bekannte jetzt, warum der Auftrag der Credit Suisse so tragisch endete.
Nachdem öffentlich wurde, dass Iqbal Khan von der CS zur Konkurrenz wechselt, wollte die Grossbank ihren einstigen Starbanker beschatten lassen. Das ist kein ungewöhnlicher Vorgang und im Grundsatz auch legal.
Die Bank beauftragte den Sicherheitsexperten, welcher wiederum eine Privatdetektei engagierte. Dass ein Mittelsmann zum Einsatz kam, ist in der Branche nicht unüblich.
Beschattung ist aufgeflogen
Vom 4. September an wurde Khan beschattet. Die Beschattung flog am Dienstag 17. September auf, als der Banker seine Verfolger in der Zürcher Innenstadt entdeckte. Die Detektive landeten in U-Haft, kamen aber am Tag darauf wieder frei.
Zwei Tage nach dem Vorfall begann die Presse, darüber zu berichten. Obwohl sich der Sicherheitsexperte wohl strafrechtlich nichts hat zuschulden kommen lassen, gerät er mitten in den Sturm. Er schläft nicht, verliert innert weniger Tage vier Kilo.
Am Montag dem 23. September schickte der Sicherheitsexperte eine Mail an die Bank. Darin beschrieb er den Ablauf der Überwachung. Und hält fest, dass der Name der Detektivfirma nicht publik werden dürfte.
Das Gegenteil geschieht. Am Tag darauf ist der Name der Firma öffentlich bekannt. Auch ein Teil des E-Mails landet in der Presse.
Brisant: Der Detektiv suchte mehrfach das Gespräch mit der Bank. Doch es kam kein zielführendes Gespräch zustande.
Wie Bekannte dem «Tages-Anzeiger» berichten, hat der Sicherheitsexperte an diesem Dienstag probiert, den Kontakt zu Bankenexponenten herzustellen – ohne Erfolg.
Anwalt wollte Alternative aufzeigen
Im Verlauf des Morgens erhält er einen Anruf eines Journalisten. Aufgelöst spricht der Vermittler darauf mit seinem Anwalt. Dieser versucht ihn zu überzeugen, in die Kanzlei zu kommen, um ihm Auswege aufzeigen zu können. Doch so weit kommt es nicht.
Den Tod des Sicherheitsexperten untersucht jetzt die Staatsanwaltschaft. Gegenüber Nau erklärt ein Sprecher: «Nach derzeitigen Erkenntnissen gibt es keine Anzeichen für eine Dritteinwirkung, die zum Tod des Mannes geführt hat.»
An der gestrigen Pressekonferenz zeigte sich Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, über den Suizid tief betroffen. Er hat den Angehörigen sein Beileid ausgesprochen, beantwortet aber keine Fragen dazu. «Angesichts der tragischen Umstände werde ich keine weitere Stellung dazu nehmen.»
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