Deutsche Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs

Die deutsche Wirtschaft wächst wieder: Nachdem die Bundesrepublik Ende des vergangenen Jahres nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt war, legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) angetrieben von Bauboom und privatem Konsum im ersten Quartal 2019 wieder deutlich zu. Das Bundeswirtschaftsministerium von Peter Altmaier (CDU) mahnte allerdings mit Blick auf internationale Handelskonflikte, noch sei die Schwächephase «nicht überwunden».

Baumaschinenmesse in München - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Wirtschaftsministerium: Schwächephase aber noch nicht überwunden.

Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, legte das BIP im ersten Quartal um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. In den letzten drei Monaten des Jahres 2018 hatte die deutsche Wirtschaftsleistung noch stagniert, im dritten Quartal war sie mit minus 0,2 Prozent sogar rückläufig gewesen. Wenn die Wirtschaft eines Landes in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft, wird dies üblicherweise als Rezession oder Abschwung bezeichnet.

Positive Impulse für das Wiedereinschwenken auf Wachstumskurs kamen nach Angaben der Statistiker nun vor allem aus dem Inland, etwa durch Investitionen in Bauten und Ausrüstungen. Auch die privaten Konsumausgaben legten demnach im Vergleich zum Vorquartal kräftig zu.

Damit habe die starke Binnenwirtschaft der «unruhigen globalen Konjunktur» getrotzt, erklärte das Wirtschaftsministerium. Die Verbraucher hätten sich zu Jahresbeginn «ausserordentlich konsumfreudig» gezeigt. Die Unternehmen hätten zudem trotz ihrer gedämpften Geschäftsaussichten kräftig investiert.

Auch bei Exporten und Importen gab es zwar einen Anstieg. Laut Altmaiers Ministerium spiegeln sich in den deutschen Ausfuhren aber «die gegenwärtig gedämpften Signale aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld» wider. Der globale Handel gehe seit November tendenziell zurück.

Die deutsche Wirtschaft habe mit dem guten Einstieg in das Jahr ihre «Schwächephase» noch nicht überwunden - zu erwarten sei dies erst, «wenn sich das aussenwirtschaftliche Umfeld wieder etwas aufhellt und die Verunsicherung, verursacht insbesondere durch die Handelskonflikte, abnimmt».

Die deutsche Wirtschaft warnte, das gute Quartalswachstum dürfe nicht über Konjunkturrisiken der Unternehmen hinwegtäuschen. «Gerettet haben uns die immer noch hohe Beschäftigungsneigung der Unternehmen und somit der private Konsum sowie eine Sonderkonjunktur beim Bau angesichts des milden Winters», erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben. Sich auf diese «eher temporären Triebkräfte der Konjunktur» zu verlassen, reiche aber nicht aus. Handlungsbedarf gebe es bei den Themen Bürokratie und Unternehmensbesteuerung.

Der Aussenhandelsverband BGA warnte, der deutschen Wirtschaft gehe «die Puste aus». Der Aussenhandel sei mit einem steigenden Protektionismus konfrontiert, aber auch viele hausgemachte Probleme belasteten die Wirtschaft. Die Politik müsse den technologischen Wandel hierzulande «beherzt angehen», forderte BGA-Präsident Holger Bingmann. «Wirtschaftsmodernisierung geht vor Sozialausbau, sonst wird unser Erfolgsmodell zum Auslaufmodell.»

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erklärte indes, das jüngste BIP-Wachstum zeige, dass die deutsche Konjunktur deutlich robuster sei, als von vielen zuletzt befürchtet. «Die Rezessionsgefahren für Deutschland sind zuletzt deutlich zurückgegangen und liegen nun unter 30 Prozent», erklärte IMK-Direktor Sebastian Dullien unter Verweis auf den aktuellen Konjunkturindikator des Instituts.

Hinter dem aktuellen BIP-Wachstum stecke eine «robuste Entwicklung am Arbeitsmarkt, ordentlich steigende Löhne und Gehälter und nicht zuletzt Entlastungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer», erklärte er. Risiken für die kommenden Quartale wie eine etwaige Einführung von US-Strafzöllen auf europäische Autos kämen vor allem von aussen.

Ausführliche Ergebnisse für das erste Quartal will das Statistische Bundesamt am Donnerstag kommender Woche bekanntgeben.