Ernst & Young in Wirecard-Bilanzskandal unter Druck
Die Prüfgesellschaft Ernst & Young ist für ihre Rolle im Wirecard-Bilanzskandal in Kritik geraten.
Das Wichtigste in Kürze
- Letzte Woche gestand Wirecard, dass in der Jahresbilanz 1,9 Milliarden Euro fehlten.
- Nun gerät die Prüfgesellschaft Ernst & Young für ihre Rolle in dem Skandal in die Kritik.
Im Wirecard-Bilanzskandal ist die Prüfgesellschaft Ernst & Young (EY) für ihre Rolle bei dem insolventen Finanzdienstleister unter Beschuss geraten. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) stellte nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen Abschlussprüfer von EY.
Auch der japanische Technologiegigant Softbank will juristisch gegen die Prüfgesellschaft vorgehen. Regierungssprecher Steffen Seibert zeigte sich besorgt angesichts des Skandals und kritisierte mögliche «Schwächen bei den Kontrollmechanismen».
Die SdK teilte am Freitag mit, sie habe Strafanzeige gegen zwei amtierende und einen ehemaligen EY-Abschlussprüfer gestellt. Sie habe «grosse Zweifel an der Geeignetheit von Ernst & Young als Abschlussprüfer». Sie werde zunächst für die von der SdK vertretenen Investoren auf Hauptversammlungen gegen eine Bestellung von EY zum Abschlussprüfer stimmen.
Softbank will Ernst & Young juristisch in Anspruch nehmen
Auch Softbank will EY juristisch in Anspruch nehmen, wie der «Spiegel» berichtete. Der japanische Konzern hatte Wirecard demnach im April 2019 angeboten, sich über eine Wandelanleihe zu beteiligen. Softbank wollte zudem eine geschäftliche Partnerschaft mit dem Zahlungsdienstleister eingehen. Softbank knüpfte sein Investment daran, dass ein testierter Jahresabschluss vorliegt und von der Hauptversammlung beschlossen wird.
Dies geschah trotz der Bilanzbetrugsvorwürfe gegen das Unternehmen. Nachdem die Vorwürfe nicht abrissen, forderte Softbank Wirecard auf, einen Untersuchungsausschuss einzurichten. Und einen anderen Wirtschaftsprüfer als EY mit einer Sonderprüfung zu beauftragen. Mit der nun beantragten Insolvenz sei das Vertrauen der Japaner in Wirecard zerstört und offenbar auch das in EY.
Die Bundesregierung wertete die Vorgänge um Wirecard als einen «Besorgnis erregenden Fall». Unternehmen und Finanzmärkte müssten «zuverlässig und ordnungsgemäss arbeiten», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Er kritisierte mögliche «Schwächen bei den Kontrollmechanismen». Sie müssten nun behoben werden.
1,9 Milliarden Euro fehlen in Wirecard-Bilanz
Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte, «wir sehen auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in der Verantwortung». Sie müssten tatkräftig zur Aufklärung beitragen, forderte sie. Zu den Konsequenzen aus dem Fall Wirecard sagte die Sprecherin, zunächst müsse geschaut werden, «was da schiefgelaufen ist. Dann sehen wir weiter.»
Wirecard hatte vor einer Woche eingestanden, dass in der Jahresbilanz 1,9 Milliarden Euro fehlen. Am Montag hatte der Konzern dann eingeräumt, dass das Geld bei zwei philippinischen Banken mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht existiert. Am Donnerstag beschloss der Vorstand der Dax-Firma, Insolvenz zu beantragen.