Facebook-Chef deutet mögliche Abschwächung von Libra-Plänen an
Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich in Washington den bohrenden Fragen von US-Kongressabgeordneten gestellt - und dabei ein mögliches Zurückschrauben der ambitionierten Pläne des Internetkonzerns für sein umstrittenes Libra-Projekt angedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Zuckerberg stellt sich Fragen von Abgeordneten in Washington.
«Wir haben eindeutig noch nicht abgeschlossen, wie genau es funktionieren wird», sagte Zuckerberg am Mittwoch vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses. «Das Ziel von Libra ist es, eher ein globales Zahlungssystem zu schaffen als eine Währung.»
Facebook hat die Libra-Einführung für kommendes Jahr ins Auge gefasst und verspricht den Nutzern seiner Plattformen, das Einkaufen und Geldüberweisen im Internet werde durch Libra so einfach wie das Versenden einer Textnachricht. Zuletzt hatte es aber heftigen Gegenwind unter anderem seitens der G7-Finanzminister gegeben, die davor warnten, Libra könne das internationale Finanzsystem gefährden.
Die im Juni von Facebook vorgestellten Pläne sehen vor, dass durch die Koppelung von Libra an einen Korb staatlicher Währungen wie etwa den Euro oder den Dollar ein sogenannter Stablecoin geschaffen wird - also ein wertstabiles digitales Zahlungsmittel, das anders als etwa die wohl bekannteste Kryptowährung Bitcoin keinen starken Schwankungen unterworfen sein soll.
Zuckerberg sagte bei der Anhörung in Washington nun, dass das Libra-Projekt auf ein digitales Zahlungssystem, das einzelne Währungen nutzt, begrenzt sein könnte - ein weniger weitreichender Plan als die Schaffung eines eigenen digitalen «Coins». Er persönlich sei «vielmehr darauf fokussiert, bei Innovationen zu helfen und ein weltweites Bezahlsystem zu schaffen», als darauf, wie eine Währung spezifisch zusammengesetzt werden und aussehen solle. Ausserdem bekräftigte der Facebook-Chef, dass Libra nicht ohne grünes Licht der Behörden an den Start gehen werde.
Die Abgeordneten sparten indes nicht mit Kritik an Libra und den Datenschutzpraktiken des US-Konzerns. «Es wäre vorteilhaft für alle, wenn Facebook sich den vielen existierenden Defiziten und Fehlern zuwenden würde, bevor es mit dem Libra-Projekt weiter voranschreitet», sagte die Ausschussvorsitzende Maxine Waters. Bei Twitter schrieb die Abgeordnete der Demokraten, Facebook habe die Einmischung in Wahlen zugelassen, private Daten veröffentlicht und gegen die Bürgerrechte verstossen.
Der Republikaner Patrick McHenry zeigte sich offener für die Pläne und verwies auf ähnliche Vorhaben in China und anderswo in der Welt. Zwar habe er seine «Zweifel, was Facebook und Libra angeht», sagte er. Doch wenn ihn die Vergangenheit eins gelehrt habe, dann dass es besser sei, «auf der Seite der amerikanischen Innovation» zu stehen.