Germania ist pleite und stellt Flugbetrieb ein
Ein weitere deutsche Fluggesellschaft ist vom Himmel verschwunden: Das Unternehmen Germania hat Insolvenz angemeldet und den Flugbetrieb eingestellt.
Das Wichtigste in Kürze
- 1700 Mitarbeiter und 60.000 Kunden betroffen - Regierung will nicht eingreifen .
Knapp 1700 Mitarbeiter bangen nun um ihren Job, etwa 60.000 Passagiere müssen ihre Pläne ändern. Zum Teil werden sie auf ihren Ticketkosten sitzenbleiben. Das Bundesjustizministerium sieht hier Handlungsbedarf.
Germania hatte in der Nacht zum Dienstag mitgeteilt, dass am Montag Insolvenz beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg beantragt worden sei. Es sei nicht gelungen, die Finanzierungsbemühungen zum Abschluss zu bringen, erklärte Geschäftsführer Karsten Balke. «Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb.»
Die Airline mit Sitz in Berlin beförderte bislang jährlich rund vier Millionen Passagiere und flog mehr als 60 Ziele an. Von der Pleite sind nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Rüdiger Wienberg knapp 1700 Mitarbeiter betroffen. Deren Löhne und Gehälter seien zunächst für drei Monate gesichert, teilte er mit. Betroffen seien ausserdem etwa 60.000 Reisende, die innerhalb der kommenden zwei Wochen fliegen wollten.
Wienberg bestätigte die Darstellung der Airline, dass Pauschalreisende Anspruch auf Ersatzbeförderung haben, die ihr Reiseveranstalter organisieren muss. Wer direkt bei Germania gebucht hat, für den gilt eine solche Garantie aber nicht.
Verbraucherschützer kritisierten dies. "Eine Insolvenzversicherung für Fluggesellschaften, die im Fall einer Pleite Kunden absichert, ist nach wie vor nicht beschlossen", bemängelte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. "Trotz der Erfahrungen mit der Insolvenz von Air Berlin haben Bundesregierung und EU nichts unternommen, erklärte er. "Das rächt sich nun."
Auch das Bundesjustizministerium sieht hier eine Regelungslücke. «Die erneute Insolvenz einer Airline zeigt, dass wir auch für Flugreisende, die nicht pauschal gebucht haben, eine Insolvenzabsicherung brauchen», sagte Staatssekretär Gerd Billen dem «Handelsblatt». Ein nationaler Alleingang komme aber aus Gründen des EU-weiten Wettbewerbs nicht infrage. Nötig sei daher ein Vorschlag der EU-Kommission.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Matthias von Randow, widersprach Billen. «Vorschläge nach einer noch weitgehenderen Insolvenzabsicherung, als dies heute bereits der Fall ist, gehen für Kunden und für Unternehmen in die völlig falsche Richtung», sagte er dem «Handelsblatt».
Für diejenigen Germania-Fluggäste, die keine Pauschalreise gebucht haben und nun ihren Rückflug verlieren, wollen andere Fluggesellschaften vergünstigte Preise anbieten. Daran beteiligen sich die Lufthansa und die weiteren Konzernfluglinien Austrian Airlines, Swiss und Eurowings sowie Tuifly, die Charterfluggesellschaft Condor und der Billigflieger Ryanair.
Dass Germania mit Problemen kämpft, war spätestens seit Anfang Januar klar. Damals machte die Airline öffentlich, dass sie dringend Geld benötige. Als Gründe nannte das Unternehmen unter anderem höhere Kerosinpreise und eine «aussergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte». Auch der immer stärker werdende Konkurrenzkampf am europäischen Himmel dürfte der Airline zu schaffen gemacht haben.
Ein staatliches Eingreifen zugunsten von Germania ist nicht geplant. Zur Marktwirtschaft gehörten unternehmerischer Erfolg und Misserfolg gleichermassen, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die Regierung beobachte die Situation.