Hat die Schweizer Firma LafargeHolcim mit Terroristen in Syrien geschäftet?

Der Schweizer Zementkonzern LafargeHolcim hat «inakzeptable Fehler» in der Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg eingeräumt. Die Firma arbeite mit den französischen Ermittlern zusammen, sagte Verwaltungsratspräsident Beat Hess.

Verwaltungsratspräsident von LafargeHolcim Beat Hess, hat in einem Interview Fehler des Zementkonzerns eingeräumt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zementkonzern LafargeHolcim mit Sitz in Rapperswil-Jona SG hat sich zu spät aus Syrien zurückgezogen.
  • Die Firma wird verdächtigt, Extremisten bezahlt zu haben, damit ein Werk im Norden Syriens in Betrieb bleiben konnte.
  • Zudem wird Lafarge vorgeworfen, dem Islamischen Staat in Syrien Öl abgekauft zu haben. Damit hätten sie gegen das EU-Ölembargo verstossen.

LafargeHolcim mit Sitz in Rapperswil-Jona SG habe sich zu spät aus Syrien zurückgezogen, erklärte Hess in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der französischen Zeitung «Le Figaro». Im Mittelpunkt der französischen Ermittlungen steht der Vorwurf der «Finanzierung von terroristischen Vorhaben».

Die Zementgruppe Lafarge, die 2015 mit dem Schweizer Baustoffkonzern Holcim fusionierte, soll in Syrien Extremisten bezahlt haben, damit ein Werk im Norden des Landes in Betrieb bleiben konnte.

Das Werk befindet sich in Dschalabija rund 150 Kilometer nordöstlich von Aleppo. Die Gelder sollen in den Jahren 2013 und 2014 unter anderem an Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflossen sein. Menschenrechtsorganisationen hatten dem Unternehmen vorgeworfen, die Terroristen bezahlt zu haben, um weiterarbeiten zu können.

Öl-Embargo umgangen?

Lafarge wird zudem vorgeworfen, dem IS in Syrien Öl abgekauft zu haben. Damit habe die Gruppe gegen das EU-Ölembargo gegen Syrien verstossen, das seit dem Herbst 2011 galt. Die IS-Miliz hatte sich seit 2013 zahlreicher Erdölquellen des Landes bemächtigt.

Wegen des Verdachts der Finanzierung von Extremisten und des Verstosses gegen EU-Sanktionen wurden gegen drei Verantwortliche der Zementgruppe in Frankreich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Manager wurden am Freitag nach 48 Stunden in Gewahrsam einem Haftrichter vorgeführt.

Bei den Beschuldigten handelt es sich um den Ex-Chef eines Zementwerks in Syrien, Bruno Pescheux, seinen Nachfolger Frédéric Jolibois und den für die Sicherheit bei Lafarge zuständige Manager Jean-Claude Veillard. Sie kamen unter Auflagen auf freien Fuss. Die Staatsanwaltschaft von Paris hatte für Pescheux Untersuchungshaft beantragt.


Der Schweizer Zementkonzern LafargeHolcim hat "inakzeptable Fehler" in der Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg eingeräumt. Die Firma arbeite mit den französischen Ermittlern zusammen, sagte Verwaltungsratspräsident Beat Hess in einem Interview.


Das Werk befindet sich in Dschalabija rund 150 Kilometer nordöstlich von Aleppo. Die Gelder sollen in den Jahren 2013 und 2014 unter anderem an Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflossen sein. Menschenrechtsorganisationen hatten dem Unternehmen vorgeworfen, die Terroristen bezahlt zu haben, um weiterarbeiten zu können.