Jair Bolsonaros Amtsantritt in Brasilien stärkt Finanzmärkte
In Brasilien hat die neue ultrarechte Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro mit einer Reihe von firmenfreundlichen Entscheidungen die Märkte beflügelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Jair Bolsonaros firmenfreundliche Entscheide stärken die Finanzmärkte.
- Er will Waffentragen legalisieren und eine Waffenhersteller-Aktie steigt um 50 Prozent.
In Brasilien hat die neue ultrarechte Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro kurz nach seinem Amtsantritt mit einer Reihe von firmenfreundlichen Entscheidungen die Märkte beflügelt. Der Aktienindex der Börse stieg 3,6 Prozent, die brasilianische Währung kletterte zum Dollar um 2,4 Prozent.
An seinem ersten Arbeitstag übergab Bolsonaro am Mittwoch per Dekret die Verantwortung für Land, das von der indianischen Bevölkerung beansprucht wird, an das Landwirtschaftsministerium. Er entmachtete damit die Behörde für indigene Angelegenheiten und schürte Ängste, dass die Interessen der Agrarindustrie künftig über die der Indianer und den Umweltschutz gestellt werden. Hinzu kamen Entscheidungen zur Privatisierung von Unternehmen, härteren Strafen für Kriminelle und einer nur leichten Anhebung des monatlichen Mindestlohns.
Der frühere Militär-Hauptmann und Nationalist Bolsonaro, der mit frauenverachtenden, rassistischen und homophoben Äusserungen für Empörung gesorgt hat, läutet nach drei Jahrzehnten linksorientierter Regierungen in Brasilien eine neue Ära ein. Während Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten den Amtsantritt des Rechtspopulisten mit Sorge beobachten, hoffen Anleger auf eine liberale Wirtschaftspolitik des Ex-Militärs.
Steuersenkung und Teilprivatisierung
Der neue Wirtschaftsminister Paulo Guedes – ein früherer Investmentbanker – will Steuern senken und das kostspielige Sozialsystem überarbeiten. Bolsonaro, der auch als «Trump Brasiliens» bezeichnet wird, ist ein bekennender Fan von US-Präsident Donald Trump. US-Aussenminister Mike Pompeo, der der Vereidigung Bolsonaros in der Hauptstadt Brasilia beiwohnte, will mit der neuen Regierung enger zusammenarbeiten.
An der Börse legten die Aktien des grössten brasilianischen Versorgers Centrais Eletricas Brasileiras um 14,5 Prozent zu, nachdem Energieminister Bento Albuquerque die Teilprivatisierung des Konzerns angekündigt hatte. Noch grösser war der Sprung der Aktien des Waffenherstellers Forjas Taurus: Die Papiere legten fast 50 Prozent zu, weil Bolsonaro das Recht auf das Tragen von Waffen liberalisieren will.
Der Internationale Währungsfonds rechnet im laufenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent in Brasilien. Ob es Bolsonaro wirklich gelingt, die zuletzt schleppende Wirtschaft anzukurbeln, hänge allerdings davon ab, ob er im Kongress tatsächlich Mehrheiten für tiefgreifende Reformen organisieren kann.