Medien: Ex-Automanager Carlos Ghosn droht Ausweitung der Anklageschrift

Dem früheren Automanager Carlos Ghosn droht nach japanischen Medienberichten eine Ausweitung der Anklageschrift.

Carlos Ghosn im November 2013 - JIJI PRESS/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • 65-Jähriger will sich kommende Woche auf Pressekonferenz äussern.

Wie die Nachrichtenagentur Jiji Press am Mittwoch berichtete, prüfen die Ermittler derzeit, den 65-Jährigen wegen Vorwürfen schwerer Untreue zu belangen: Er soll zwischen 2012 und 2018 Gelder des japanischen Autobauers Nissan für private Zwecke abgezweigt und davon unter anderem eine Luxusyacht finanziert und Investitionen in das Unternehmen seines Sohnes getätigt haben.

Interne Ermittlungen bei Nissan hätten ergeben, dass eine Summe von über 30 Millionen Dollar (knapp 27 Millionen Euro) aus einem sogenannten Reservefonds an eine Gesellschaft im Oman floss, die dort Fahrzeuge des Autobauers vertreibt, hiess es von einer mit den Vorgängen vertrauten Quelle. Davon wiederum sollen Gelder über eine von Ghosns Vertrauten geleitete libanesische Firma direkt an den Automanager geflossen sein.

Sollte die Staatsanwaltschaft deshalb ebenfalls Anklage erheben, wäre es der vierte Punkt in der Schrift. Ghosn muss sich bereits in drei Punkten wegen finanziellen Fehlverhaltens verantworten. Ihm wird vorgeworfen, jahrelang ein zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den Autobauer übertragen zu haben.

Derzeit ist Ghosn auf Kaution auf freien Fuss, wann sein Prozess beginnt, ist noch unklar. Der 65-Jährige will sich nun am Donnerstag kommender Woche auf einer Pressekonferenz äussern. Im Internetdienst Twitter hiess es dazu, er werde «die Wahrheit erzählen» darüber, was passiere. Eine Sprecherin bestätigte die Echtheit des erst kürzlich verifizierten Accounts und den Termin der Pressekonferenz.

Zuletzt hatte auch der französische Autobauer Renault der Justiz mehrere verdächtige Zahlungen in Millionenhöhe aus der Zeit unter Ghosn als Konzernchef gemeldet. Die verdächtigen Summen sollen laut einer mit den Vorgängen vertrauten Quelle an eine Vertriebsgesellschaft der Renault-Gruppe im Oman überwiesen worden sein. Demnach wurde die Staatsanwaltschaft in Nanterre am vergangenen Freitag informiert. Diese ermittelt bereits wegen der pompösen Hochzeit des Automanagers auf Schloss Versailles im Oktober 2016.