Nestlé-Chef verschwendet mit dem Umbau keine Zeit

Laurent Freixe, der neue CEO von Nestlé, setzt radikale Änderungen in Gang und erzeugt Aufbruchstimmung.

Laurent Freixe ist neuer CEO von Nestlé. (Archivbild) - keystone

Der neue Nestlé-Chef Laurent Freixe drückt dem Unternehmen nach wenigen Wochen im Amt schon seinen Stempel auf. Seine Manager sollen sich künftig in Vevey um ihn scharen. Ausserdem verkleinert er die Geschäftsleitung, führt geografische Zonen zusammen und senkt die Jahresguidance. Nach anfänglicher Skepsis gefällt Anlegern die Aufbruchstimmung.

Künftig besteht Nestlé wie früher wieder aus drei geografischen Zonen. Die erst per Anfang 2022 separat geführten Regionen «Greater China» und Nordamerika kehren wieder zurück zur Zone Asien bzw. Americas.

Freixe begründete die Änderungen in einer Mitteilung vom Donnerstag mit einer einfacheren Zusammenarbeit: «Die verkleinerte Konzernleitung und eine enge Zusammenarbeit unserer Führungskräfte am Hauptsitz werden unsere Arbeit vereinfachen, die Entscheidungsprozesse beschleunigen und unseren globalen Initiativen eine grössere Dynamik verleihen.»

Auch die Geschäftsleitung verkleinert der Chef von bislang 15 auf noch 12 Mitglieder. In der neuen Geschäftsleitung werden auch zwei Schweizer tragende Rollen übernehmen: Nespresso-Chef Philipp Navratil tritt der Konzernleitung bei und berichtet neu direkt an Freixe.

Anna Lenz wird Personalchefin

Anna Lenz, zurzeit Landeschefin von Nestlé Portugal, wird Personalchefin. Ausserdem will der CEO die Kontrolle über die beiden Bereiche IT und Nachhaltigkeit haben. Der für den IT-Bereich zuständige Chris Wright rapportiert darum neu direkt an den CEO, ebenso wie die Nachhaltigkeitschefin Antonia Wanner.

Mit der Neuaufstellung berichten nun alle Schlüsseleinheiten, die die Finanzergebnisse und den unternehmerischen Wandel beförderten, direkt an den CEO. Dass er die Transformation so rasch vorantreiben kann, ist nicht zuletzt auf Freixes 38-jährige Erfahrung beim grössten Lebensmittelkonzern der Welt zurückzuführen.

«Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich das Nestlé-Geschäft bereits sehr gut kenne», sagte er an einer Telefonkonferenz. Die schlechte Leistung von Nestlé hat sich in den letzten Monaten im Aktienkurs niedergeschlagen.

Freixe bringt Supertanker wieder auf Kurs

Im September fiel der Börsenwert des Unternehmens auf den tiefsten Stand seit 2019. Freixes Ziel ist es nun, den Supertanker wieder auf Kurs zu bringen.

Auch die am Donnerstag vorgelegten Zahlen zeigten, dass dringend Handlungsbedarf besteht. Insgesamt setzte Nestlé in den ersten neun Monaten 2024 67,1 Milliarden Franken um, was einem organischen Wachstum von 2 Prozent entspricht.

Damit dürfte das Unternehmen das bisher geltende Jahresziel eines organischen Umsatzwachstums von über 3 Prozent verfehlen. Freixe hat es darum nach unten angepasst.

Neue Ziele für Nestlé

Nestlé werde 2024 organisch noch um etwa 2,0 Prozent wachsen und die operative Marge dürfte gemäss dem Firmenchef bei etwa 17 Prozent liegen, statt wie zuvor angenommen leicht über 17,3 Prozent. Ausserdem werde die Marge 2025 sogar noch etwas tiefer liegen als 2024.

Denn um das Wachstum anzukurbeln, müsse man erst investieren. Und die positiven Auswirkungen der Effizienzsteigerungen wirkten sich dann erst zeitversetzt aus, erläuterte Finanzchefin Anna Manz. Kurz nach Börseneröffnung sackten die Nestlé-Aktien stark ab und markierten ein neues Mehrjahrestief.

Die Zahlen seien noch deutlich schlechter ausgefallen als befürchtet, monierten Analysten. Die anfängliche Skepsis wich jedoch schon bald einer hoffnungsvolleren Stimmung. Die Ankündigungen zeigten, «dass der neue CEO mit voller Kraft an die Arbeit geht», kommentierte ein Börsenbeobachter.

Einen genauen Einblick, was er mit dem Unternehmen weiter vorhat, gibt Freixe dann im November am Kapitalmarkttag des Unternehmens.