Osram wird von AMS übernommen
David schluckt Goliath: Nach wenigen Jahren der Selbstständigkeit wird Osram von einem wesentlich kleinerem Sensorhersteller aus Österreich übernommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 55 Prozent der Osram-Aktionäre haben das Übernahmeangebot von AMS angenommen.
- Um den Münchner Beleuchtungshersteller zu übernehmen, will AMS weitere Kredite aufnehmen.
Im zweiten Anlauf ist dem österreichischen Elektronikunternehmen AMS die erhoffte Übernahme von Osram geglückt.
Mehr als 55 Prozent der Aktionäre des Münchner Beleuchtungsherstellers haben das Übernahmeangebot von 41 Euro je Aktie angenommen. Das teilte AMS in Premstätten (Ö) mitteilte. Die beim Osram-Management zunächst nicht willkommenen Österreicher haben damit ihre selbst gesetzte Schwelle erreicht.
Monatelanges Übernahmedrama beendet
IG Metall und Osram-Betriebsrat, die eine Zerschlagung des über 110 Jahre alten Traditionsunternehmens fürchten, haben vergeblich Widerstand geleistet. AMS wächst zwar rasant, ist allerdings hoch verschuldet und will die Übernahme mit Milliardenkrediten und der Ausgabe neuer Aktien finanzieren.
Damit ist ein monatelanges Übernahmedrama um eines der bekanntesten deutschen Industrieunternehmen vorerst beendet. Die Zustimmung der Behörden steht jedoch noch aus.
AMS-Chef Alexander Everke sicherte dem Osram-Management «und allen Stakeholdern» enge Zusammenarbeit zu. Der ehemalige Siemens-Manager Everke hatte zusammen mit Osram-Chef Olaf Berlien eine Werbekampagne bei den Aktionären gestartet.
Produkte von AMS und Osram ergänzen sich
Everke hat sehr ehrgeizige Pläne: Der AMS-Chef will einen europäischen Weltchampion in der Optoelektronik schmieden. Die Produkte von AMS und Osram ergänzen sich in vielerlei Hinsicht. Osram stellt LED-Beleuchtung her, AMS optische Sensoren, in Teilen für identische Kundengruppen, darunter Handyhersteller.
«Nun gilt es, gemeinsam mit AMS einen Photonik- und Sensorik-Champion von Weltrang auf den Weg zu bringen», sagte Osram-Chef Berlien.
AMS hat zugesagt, bis 2022 niemand bei Osram fusionsbedingt zu entlassen. Die deutschen Standorte sollen sogar gestärkt werden. In der Osram-Mitteilung hiess es: «Gemeinsam und im Dialog mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern werden der Osram- und AMS-Vorstand einen tragfähigen Integrationsfahrplan auf Augenhöhe vorbereiten.»
AMS will Kredite aufnehmen
IG Metall und Osram-Konzernbetriebsrat waren bis zuletzt nicht überzeugt. Grund ist die Finanzierung: AMS ist erheblich kleiner als Osram.
Und um das Münchner Unternehmen übernehmen zu können, will AMS Kredite in Höhe von knapp 3,9 Milliarden Euro aufnehmen. Dies ungeachtet einer jetzt schon hohen langfristigen Verschuldung in Milliardenhöhe. Dehalb fürchten die Arbeitnehmervertreter eine Zerschlagung Osrams, bei der letztlich die weltweit 24'000 Osram-Mitarbeiter die Zeche zahlen würden.
Osram ist in einer sehr schwierigen Lage. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Die Elektronikbranche ist weltweit von einem tiefen Abschwung erfasst. Eine Hauptursache sind die nachlassenden Produktions- und Verkaufszahlen von Autoindustrie und Smartphoneherstellern, den zwei wichtigsten Kundengruppe für Osram.