Schweizer Konsumentenstimmung massiv gesunken

Die Stimmung der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten hat sich deutlich eingetrübt. Die steigenden Preise belasten das Portemonnaie und wegen zahlreicher Unsicherheiten sorgen sich die Menschen um die Wirtschaftsentwicklung. In der Industrie und im Dienstleistungssektor gibt es hingegen (noch) keine Rezessionsängste.

Mit der Verrechnungssteuer-Reform sollen Bund, Kantone und Unternehmen Zinskosten einsparen. (Symbolbild) - Keystone

Im April ist der Index der Konsumentenstimmung, der vierteljährlich vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erhoben wird, drastisch auf -27,4 Punkte von -3,6 Punkten gefallen.

Das ist deutlich unter dem langjährigen Mittelwert bei -5 Punkten. Einen ähnlich starken Rückgang hatte es zuletzt beim Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 gegeben.

Die Befragten rechnen nun also erstmals seit über einem Jahr wieder mit einer deutlich schwächeren Konjunkturentwicklung in den nächsten Monaten, wenn auch nicht mit einem Wirtschaftseinbruch vergleichbar mit damals. Die Aussicht für die finanzielle Lage der Haushalte wird gar so negativ wie zu Beginn der Pandemie bewertet.

Deswegen und wegen der höheren Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine sind Schweizer Konsumenten bei grösseren Anschaffungen deutlich zurückhaltender geworden. Der Teilindex sank in der neuesten Umfrage massiv, bewegt sich allerdings noch über dem historischen Tiefstand, auf den er zu Beginn der Coronakrise gefallen war.

Etwas anders ist das Bild allerdings in der Realwirtschaft: Insgesamt zeigt sich die Schweizer Wirtschaft trotz Ukraine-Krieg, Lieferkettenproblemen und hohen Kosten nämlich nach wie vor recht optimistisch. Der Einkaufsmanagerindex (PMI), welcher ebenfalls diesen Montag veröffentlicht wurde, ist zwar etwas zurückgegangen, notiert mit 62,5 Punkten aber immer noch deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Der PMI für den Dienstleistungssektor gab zwar etwas stärker nach, notiert aber ebenfalls weiterhin über der Wachstumsschwelle. Und der Einkaufsmanagerindex der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist gar weiter angestiegen.

Was den Einkaufsmanagern zu schaffen macht, sind die Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und die hohe Inflation. Sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor komme Gegenwind von den Einkaufspreisen, die auf breiter Front stiegen, so die CS, die den Indikator herausgibt.

Gleichzeitig können die Dienstleistungsunternehmen die Verkaufspreise weniger verbreitet steigern, was auf eine eingeschränkte Preissetzungsmacht im Inland hindeutet. Immerhin erhöhten aber immer noch 44 Prozent der befragten Unternehmen ihre Preise. Die Zeit der kaufkraftschonenden Preisentwicklung sei auch hierzulande vorerst vorbei.

Aus Sicht der Industrie gibt es Anzeichen, dass sich die Lieferschwierigkeiten etwas verringert haben. Bei den Einkaufspreisen sei jedoch vorerst noch keine grosse Linderung zu erwarten.

Pessimistischer zeigen sich die KMU laut Raiffeisen mit Blick auf die Lieferprobleme. Mit dem Krieg in der Ukraine und den drakonischen Corona-Massnahmen in China hätten sich die Hoffnungen auf eine baldige Normalisierung in Luft aufgelöst, hiess es von dieser Seite. Man müsse sich wohl oder übel noch auf eine längere Durststrecke mit langen Lieferzeiten und höheren Kosten einstellen.

Denn gleichzeitig sind die Auftragsbücher prall gefüllt. Sowohl in der Industrie insgesamt als auch bei den KMU im Speziellen legte diese Subkomponente im April weiter zu. Die Nachfrage nach Schweizer Industrieprodukten sei also nach wie vor robust, hiess es.

Auch der Konjunkturbarometer der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich - ein ebenfalls wichtiger Frühindikator - hat sich im April aufgehellt, wie am vergangenen Freitag bekanntgeben worden war. Er notierte damit wieder über dem langfristigen Mittelwert.