Thomas Jordan hält Banken heute für besser kapitalisiert

Die Situation des Bankensektors ist nach Ansicht von SNB-Präsident Thomas Jordan heute eine ganz andere als zu Zeiten der Finanzkrise vor zehn Jahren.

Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, spricht während eines Interviews im Hauptquartier der Bank in Zürich. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der SNB-Präsident sieht die Banken heute besser kapitalisiert.
  • Dennoch hätte er bei der UBS-Rettung vor zehn Jahren nichts anders gemacht.

«Die Banken sind weitaus besser kapitalisiert, sie werden stärker überwacht und haben die eigenen Kontrollen verschärft», sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Thomas Jordan in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» von heute Freitag. Heute seien die Risiken sichtbarer, zeigte sich Jordan überzeugt.

Zudem sei es heute eher möglich, Banken in einer schwierigen Situation zu restrukturieren oder im Extremfall geordnet abzuwickeln. Bezüglich der Abwicklung einer systemrelevanten Bank sei man zwar noch nicht ganz dort, wo man sein müssen, räumte der SNB-Präsident ein. «Die Ausgangslage ist aber heute deutlich besser als früher.»

Bei der vor zehn Jahren erfolgten UBS-Rettung würde Jordan rückblickend nichts anders machen, «auch wenn man immer das eine oder andere hinterfragen kann». Die SNB habe mit dem Rettungspaket aber erhebliche Risiken auf sich genommen. «Wenn das Ergebnis nicht erfolgreich ausgefallen wäre, wäre die Kritik sicher gross gewesen.» Aus dieser Sicht sei es gut gewesen, dass der UBS-Stabilisierungsfonds mit einem Gewinn habe abschliessen können.

100-Prozent-Schutz Illusion

Bei der Regulierung für die Banken haben man sich in der Schweiz auf das Wesentliche konzentriert, sagte Jordan. «Der Fokus war genügend Kapital, genügend Liquidität und eine geeignete Organisation für den Krisenfall». Nach zehn Jahren sei es aber sicher legitim zu überprüfen, ob gewisse Regulierungen allenfalls unnötig seien und wie die Regulierungskosten optimiert werden könnten.

Sehr viel getan worden sei beim Anlegerschutz, was angesichts der Krise zwar verständlich und berechtigt sei. Er verursache aber auch bei den Banken hohe Kosten. «Die Vorstellung, dass man jeden Anleger stets zu 100 Prozent schützen kann, ist eine Illusion.»

Für die stark expansive Geldpolitik der Notenbanken als Reaktion auf die Finanzkrise zeigte Jordan Verständnis. Die Frage sei, was die Alternativen dazu seien.

So könne es besser sein, die Wirtschaft zu unterstützen, ins Gleichgewicht zu gelangen, um dann zu versuchen, die Verzerrungen abzubauen. «Aus Schweizer Perspektive wäre es aber sicher ideal, wenn in jenen grossen Wirtschaftsräumen, wo dies möglich ist, die Normalisierung der Geldpolitik an die Hand genommen wird.»