Tiefere Zoll-Freigrenze dämmt Einkaufstourismus deutlich ein
Rund 9 Milliarden geben Schweizer jährlich für Einkäufe im Ausland aus. Ein Ständerat will darum die Zoll-Freigrenze von 300 auf 50 Franken senken. Das erzielt die gewünschte Wirkung, zeigt ein Studie der Uni St.Gallen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer posten für rund 10 Milliarden Franken jährlich im Ausland. Das kostet tausende Jobs in der Schweiz.
- Eine Studie der Universität St. Gallen sagt, dass bei einer tieferen Zoll-Freigrenze der Einkaufstourismus deutlich zurückgehen würde.
Ennet der Grenze ist vieles billiger. Kein Wunder, kaufen Schweizer jährlich für rund 10 Milliarden Franken im Ausland ein. Der Glarner Ständerat Werner Hösli (SVP, 56) will den Einkaufstourismus eindämmen. In einem Vorstoss fordert er, dass die Zoll-Freigrenze auf 50 Franken gesenkt wird. Bisher können Schweizer für 300 Franken im Ausland posten, ohne Mehrwertsteuer bezahlen zu müssen.
Der Bundesrat hält vom Vorstoss nichts. Er geht nicht davon aus, dass Schweizer wegen einer tieferen Freigrenze weniger im Ausland einkaufen. Stimmt nicht, zeigt eine Studie der Uni St.Gallen, die «10vor10» vorliegen hat. Demnach gingen 13 Prozent der Einkaufstouristen bei tieferen Freigrenze nicht mehr ins benachbarte Ausland shoppen. Und 23 Prozent würden noch höchstens bis 50 Franken ausgeben.
«Wenn die Freigrenze gesenkt wird, wird der eine oder andere nicht mehr ennet der Grenze einkaufen gehen», sagt Thomas Rudolph, Professor für Handelsmanagement der Uni St.Gallen. Seiner Rechnung nach würde eine tiefere Freigrenze den Einkaufstourismus um rund 2 Milliarden Franken eindämmen.
Einkaufstourismus kostet Jobs
Viel Geld, das in der Schweiz bleiben würde. Und Jobs, die gesichert würden. Laut einer Rechnung von Migros-Chef Herbert Bolliger entspricht eine Milliarde Franken Umsatz rund 3300 Detailhandels-Jobs. Er möchte den Freibetrag am liebsten ganz abschaffen. «Aus Gründen der Steuergerechtigkeit finde ich, dass jeder Einkauf mehrwertsteuerpflichtig sein sollte», sagte Bolliger kürzlich dem Werbebranchenportal «Persönlich».
Allerdings könnte der Einkaufstourismus dieses Jahr zurückgehen. Gemäss dem «Blick» machen viele Läden im Süden Deutschlands mit Schweizer Einkaufstouristen weniger Umsatz. Olaf Kather, Geschäftsführer vom Handelsverband Südbaden klagte jüngst der Zeitung: «Die Zeiten der Umsatzzuwächse mit der Schweiz scheinen vorbei zu sein.»