Tourismus Experte spricht über Preiskampf in Skigebieten

In den Schweizer Skigebieten herrscht ein richtiger Preiskampf. Ein Tourismusexperte nimmt gegenüber Nau Stellung zu den neuesten Entwicklungen.

Skifahrer in Crans-Montana VS auf der Piste bei schönem Wetter. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz herrscht ein reger Preiskampf unter den einzelnen Skigebieten.
  • Dadurch soll die zurückgehende Nachfrage wieder erhöht werden.
  • Umsatzverluste so in einem rückgängigen Markt zu kompensieren, sei laut Experte schwierig.

Die sinkenden Gästezahlen machen den Schweizer Skigebieten immer mehr Mühe. Deswegen führen immer mehr Skigebiete dynamische, wetterabhängige Preise ein. Andere als Saas-Fee VS verkaufen sie Saisonkarten zum Spottpreis. Der Tourismusdirektor der erfolgreichen österreichischen Skidestination Ischgl findet, dass der Preiskampf die Gebiete langfristig abwerte und die Schweiz Billig-Preise sowieso nicht nötig habe. Doch ist das wirklich so? Nau hat mit einem Tourismus-Experten gesprochen.

Die neuen Preismodelle entsprechen laut Prof. Dr. Jürg Stettler vom Institut für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern der erwarteten Entwicklung, nachdem Saas-Fee in der Saison 2016/17 die günstige «Wintercard» lanciert hat. «Es ist eine logische Folge in einer Branche mit Überkapazitäten und gleichzeitig rückläufiger Nachfrage gemessen an den gefahrenen Skitagen.» Ob die neuen Preismodellen die Nachfrage tatsächlich erhöhen, werde sich zeigen.

Das Modell des Skigebiets Saas-Fee hat bisher gut funktioniert. «Die Frequenzen und Logiernächte sowie der daraus resultierende Umsatz in der Destination haben sehr stark zugenommen», so Stettler. Schwieriger sei es für die Bergbahn, die zu wenig oder nur bedingt davon finanziell profitiere. Doch: «Ob die ‹Wintercard› langfristig erfolgreich sein wird, wird sich zeigen.»

Skifahrer und Snowboarder auf der Piste in Saas-Fee. - Keystone

Kompensationen der Umsatzverluste in rückläufigem Markt sehr anspruchsvoll

Mit Preissenkungen die Nachfrage zu stimulieren, sei grundsätzlich nicht falsch. Die Frage sei jedoch, ob es gelingt, «die Nachfrage so stark zu erhöhen, dass man die Umsatzverluste infolge der Preissenkungen kompensieren kann. In einem rückläufigen Markt ist das sehr anspruchsvoll.» Dazu brauche es aber sehr gute Angebote, die für ein Erlebnis sorgen, für das Kunden auch bereit sind, zu zahlen.

Problematisch sind die neuen Preismodelle für kleinere Skigebiete, die dadurch «zusätzlich unter Druck» geraten. Es gebe allerdings bereits jetzt Kooperationen zwischen grossen und kleinen Skigebieten: «Kooperationen sind eine Möglichkeit darauf zu reagieren. Wichtig ist eine klare Positionierung mit einem auf eine klare Zielgruppe ausgerichteten Angebot», erklärt Stettler.

«Auch höhere Gebiete müssen in die technische Beschneiung investieren»

Durch die Klimaerwärmung kommt es immer öfter zur technischen Beschneiung. Auch dadurch wird der Skitourismus – vor allem für tiefer gelegene Gebiete – teurer. Aber: «Sollte die Klimaerwärmung gemäss den Prognosen weitergehen, werden auch die höher gelegenen Gebiete mit höheren Kosten für die Beschneiung konfrontiert sein. Das heisst, dass Skifahren in Zukunft teurer wird. Dies führt wiederum zu einer rückläufigen Nachfrage», fasst Stettler das Problem zusammen.

Eine Schneekanone verteilt Schnee auf einer Piste (Symbolbild). - Keystone