Trotz hoher Nachfrage sind viele arbeitslos

Es ist paradox. Der Schweizer Wirtschaft fehlen ICT-Fachleute – vor allem Wirtschaftsinformatiker/innen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Informatiker landen auf dem RAV. Grund sind die veralteten Ausbildungen.
  • Dennoch sind gut ausgebildete Informatiker stark gesucht.

Und dennoch bekunden viele Unternehmen Mühe, unter den vielen Bewerbungen die geeignete Person zu finden. Der Grund: Viele ICT-Spezis sind zwar gut ausgebildet und absolute Fachleute, aber (zu oft) nicht „Up to Date“ mit ihren Kenntnissen oder haben keine Praxiserfahrung.

In den kommenden zwei Jahren wird die Nachfrage in der Schweiz nach praxisorientiert ausgebildeten Informatik-Fachleuten, besonders mit Fachrichtung Wirtschaftsinformatik, auf dem Höhepunkt sein. Die Crux an der Geschichte: Wir haben in der Schweiz nicht genug ausgebildete Fachleute mit einem Wissensstand, der auf die Herausforderungen der nächsten Jahre zugeschnitten ist. Dies treffe besonders auf einige ICT Berufsgattungen zu wie beispielsweise bei den Wirtschaftsinformatikerinnen und –informatikern.

Mithalten mit dem rasanten technologischen Wandel

Die Elektronik- und Computertechnik (ICT; Information, Communication, Technology) ist eine Branche in starkem Wachstum. Der rasante technologische Wandel wirkt sich auch belebend auf die Beschäftigungslage aus. In der Schweiz verzeichnete der Berufszweig in den vergangenen Jahren einen besonders steten Stellenzuwachs, wie der Branchenverband ICT Switzerland bestätigt. Und dennoch gibt es ein Problem: Hierzulande sind ICT-Fachleute, besonders Wirtschaftsinformatiker/innen mit aktuellem Wissensstand, rar. Der Schweizer Wirtschaft fehlen laut Prognosen des Schweizerischen Verbandes der Informations-und Kommunikationstechnologie im Jahr 2020 bis zu 25'000 Informatiker. Unternehmen klagen über den ausgetrockneten Markt. Es heisst auch, dass in den nächsten zwanzig Jahren rund 60 Prozent der heutigen Informatiker/innen oder Wirtschaftsinformatiker/innen in den Ruhestand gehen.

Bund hat bereits reagiert

Einerseits reagiert der Bund mit einer so genannten „Fachkräfteinitiative“ – andererseits haben die Fachhochschulen und Höheren Fachschulen den Trend erkannt und die Ausbildungen in den Informatikberufen besonders praxisnah gestaltet. «Das Interesse an praxisintegrierten Studiengängen kam nicht zuletzt aus der Wirtschaft», lässt das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI verkünden. Der Bund hat den Fachhochschulen mittels einer Revision der Bundesrats- und Departementsverordnung den Start diverser Bachelor- oder HF Studiengänge im Rahmen der Fachkräfteinitiative versuchsweise für drei Jahrgänge bewilligt. Man erhoffe sich durch diese Massnahme eine bessere Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials in den MINT-Berufen. Ziel ist es, die Verzahnung von Theorie und Praxis zu verstärken. Für die Unternehmen bedeute dies eine massgeschneiderte Ausbildung von Nachwuchskräften und macht die zeitaufwändige Einarbeitung von Hochschulabsolventen hinfällig.

Lösung: Bund unterstützt finanziell praxisnahe Ausbildung bei Höheren Fachschulen

Auch Höhere Fachschulen wie beispielsweise die TEKO Basel haben seit Jahren den Trend zur Praxisnähe erkannt und dies in den Unterrichtskonzepten eingefügt.

Schulleiterin Terry Tschumi: „Wir haben gemerkt, wie wichtig es den Firmen ist, dass die Mitarbeitenden gleich nach der Aus- oder Weiterbildung fit sind in der Praxis und dass eine Auffrischung des Wissenstandes in einer Branche einen enormen Mehrwert bedeutet.“ Fakt ist nämlich, dass viele ICT Fachleute nicht etwa aufgrund zu geringer Qualifikation trotz vieler offener Stellen in der Branche arbeitslos sind, sondern wegen so genanntem „alten Wissen“. Terry Tschumi weiter: „Die Betriebe suchen bereits jetzt händeringend und werden noch mehr in Zukunft Leute mit aufgefrischtem Wissen und Praxiserfahrung brauchen. Und übrigens: Viele HF-Lehrgänge, zum Beispiel auch jener bei uns in Wirtschaftsinformatik, wird zudem noch durch den Kanton finanziell unterstützt.“ Dies bestätigt auch Arthur Schärli, Leitexperte SBFI für Qualitätsmanagement an Fachschulen: «Der Stellenwert der Höheren Fachschulen wie die TEKO Basel ist gestiegen. Das handlungsorientierte Unterrichten ist nicht nur im Trend, sondern auch gefordert. Der fachlich-sachliche Unterricht ist die Basis, aber der Praxisbezug muss eindeutig da sein. Diese Schulen leisten dabei eine vorbildliche Arbeit.»

Zu viele ICT-Fachleute haben „veraltetes Wissen“

Im Technologiebereich wechseln die technischen Anforderungen an die Belegschaft schneller als in den meisten anderen Industrien. Da ist eine aktuelle, praxisorientierte Aus- und Weiterbildung dringend notwendig, um nicht trotz grosser Nachfrage doch noch den Anschluss zu verlieren. Vor allem Spezialisten wie Wirtschaftsinformatiker sind sich dieser Tatsachen bewusst. Denn diese Spezialisten setzen Informations- und Kommunikationssysteme zur Unterstützung von Geschäftsprozessen und zur Entscheidungsfindung in Unternehmungen ökonomisch ein.