Twitter will «Deepfakes» und manipulierte Inhalte stärker bekämpfen
Täuschend echt wirkende Videos, die mithilfe künstlicher Intelligenz zu Manipulationszwecken erstellt wurden - solche sogenannten Deepfakes und andere manipulierte Inhalte will der Kurzbotschaftendienst Twitter künftig stärker bekämpfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kurzbotschaftendienst will Verbreitung von Falschinformationen eindämmen.
Wie der US-Internetkonzern am Dienstag ankündigte, sollen solche problematischen Videos, die vor allem in Wahlkampfzeiten eine besondere Brisanz bekommen, künftig entweder besonderes gekennzeichnet oder von der Plattform entfernt werden.
Gelten sollen die neuen Vorgaben ab dem 5. März. Die Entscheidung, ob ein Beitrag lediglich gekennzeichnet oder gelöscht wird, soll dabei von der Wahrscheinlichkeit und der Schwere des möglichen Schadens durch die Verbreitung abhängen, wie Twitter-Managerin Del Harvey in einer Telefonkonferenz ankündigte. Umfasst werden sollten «alle Vorfälle, bei denen Medieninhalte verändert oder fabriziert wurden».
Die neuen Vorschriften seien aber «keine Deepfake-Regel», sagte Harvey. Bei den problematischen Inhalten muss es sich also nicht unbedingt um aufwendig produzierte Fälschungen handeln - auch sogenannte «Shallow Fakes» oder «Cheapfakes» (deutsch etwa: «seichte» oder «billige» Fakes), die ohne grossen Aufwand erstellt und dann online verbreitet werden, sollen umfasst werden.
Unter die neuen Regeln würden Twitter zufolge etwa manipulierte Videos über den früheren US-Vizepräsidenten und demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden sowie Oppositionsführerin Nancy Pelosi fallen, die jüngst in Online-Medien für Wirbel gesorgt hatten.
Twitter-Manager Yoel Roth kündigte an, die Regeln sollten unabhängig davon gelten, ob fortgeschrittene Technik für maschinelles Lernen oder «eine 99-Cent-App» auf dem Smartphone für die manipulierten Inhalte verwendet worden sei. Die Frage sei vielmehr, ob der Tweet Konfusion oder Missverständnisse verursache - oder ein absichtlicher Versuch sei, Menschen in die Irre zu führen.
Insbesondere vor der US-Präsidentschaftswahl im November wächst die Sorge vor Falschinformationen im Netz, die Wähler manipulieren könnten. Der Druck auf Online-Dienste wie Facebook oder Twitter ist gross, gegen solche Falschinformationen vorzugehen. Kritiker werfen den Internetriesen vor, während der US-Präsidentschaftswahl 2016 nichts gegen Falschnachrichten auf ihren Plattformen unternommen zu haben.
Erst am Montag hatte auch die Google-Tochter YouTube angekündigt, künftig manipulierte Videos im Zusammenhang mit Wahlen zu löschen. Inhalte, die «technisch manipuliert oder gefälscht wurden, um Nutzer in die Irre zu führen» und ein «ernsthaftes Risiko» darstellten, Schaden zu verursachen, würden künftig entfernt.