Was taugt Donald Trumps Wirtschaftswunder?
Trump glaubt, mehr erreicht zu haben als alle anderen US-Regierungen. Fakt ist: Die Wirtschaft boomt. Umstritten allerdings, ob das Wachstum nachhaltig ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Wirtschaftsmotor unter US-Präsident Donald Trump brummt.
- Der Handelsstreit mit China könnte allerdings zum Boomerang werden.
Gerne prahlt US-Präsident Donald Trump. So auch gestern bei einer Rede vor der UNO-Vollversammlung. «In zwei Jahren hat meine Regierung mehr erreicht, als fast jede andere in der Geschichte der USA», erklärte er. Doch dafür erntete er keinen Applaus, sondern Lacher. «Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet», gibt Trump etwas verlegen grinsend zu.
Man kann von Trump halten was man will: Doch die USA steht im Moment wirklich gut da. Die Arbeitslosenquote liegt bei unter vier Prozent. Die Wirtschaft ist alleine im zweiten Quartal über vier Prozent gewachsen. Und die Exporte sind gegenüber dem Vorjahr um über neu Prozent gestiegen. Auch die Börse boomt: Seit Anfang Jahr legte der S&P-500-Index um sieben Prozent zu. In Europa hingegen sind die wichtigen Aktienindexes rot. Waren die Lacher also unangebracht?
Die tiefe Arbeitslosigkeit kann sich Trump nicht alleine auf die Fahne schreiben. Die Quote sinkt bereits seit Obama-Zeiten kontinuierlich. Hierfür verantwortlich ist aber vor allem die US-Nationalbank, die die Wirtschaft seit der Finanzkrise mit Billiggeld anheizt. Und logisch: sinkt die Arbeitslosigkeit, steigt der Privatkonsum.
Das Wachstum wird zudem durch Exporte beflügelt. Fraglich ist, wie lange der Ausfuhr-Boom anhält. Denn Trumps Handelsstreit könnte zum Boomerang werden. Beispiel Sojabohne, das wichtigste Exportprodukt der US-Agrarindustrie. Zwei Drittel der Ausfuhren gehen nach China. Als Trump Anfang Jahr mit Strafzöllen drohte, kauften die Chinesen plötzlich deutlich mehr US-Soja – aus Angst vor Gegenmassnahmen aus Peking, die es dann in Form von Zöllen auch gab. Deren Konsequenz: Die Nachfrage nach US-Soja sank in China so stark, dass die Trump-Regierung mittlerweile betroffene Bauern mit mehr Subventionen zu unterstützen gedenkt. Natürlich haben die USA auch andere wichtige Handelspartner, wie Kanada oder Europa. Auch mit diesen legt sich Trump an.
Steuersenkungen und Aktienrückkäufe
Auch der Börsen-Boom ist mit Vorsicht zu geniessen. Mit Steuersenkungen bei Unternehmen hofft Trump auf mehr Investitionen in Arbeitsplätze. Ein frommer Wunsch. Denn statt zu investieren, nutzen viele Unternehmen das zusätzliche Kapital, um eigene Aktien zurückzukaufen. Laut der Investmentbank Goldman Sachs wird dafür dieses Jahr rund eine Billion Dollar ausgegeben. Verschwinden die Papiere vom Markt, wird der Gewinn pro Aktie auf weniger Anteilsscheine verteilt. Er ist folglich höher. Zudem verteilt sich der Unternehmenswert auf weniger Aktien. Der Kurs steigt damit, wie von Geisterhand. Kein Wunder also, klettert der US-Aktienindex nach oben, während die Europäer nicht vom Fleck kommen.
Der Handelsstreit mit China hat für die USA nur auf den ersten Blick Vorteile. Das zeigt sich etwa am Beispiel von Alu. Donald Trump hat hierfür schon früh die Zölle erhöht. Damit wurde die inländische Produktion attraktiver und wettbewerbsfähiger. Als Konsequenz baute die Industrie aus. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Trade Partnership wurden 26'000 Jobs geschafft. Nur: Da in den USA Alu teurer wird, leiden andere Firmen. Etwa Hersteller von Bierdosen oder Autos. Deren Produkte werden wegen hohen Rohstoffpreisen verteuert. Glaubt man der Studie, soll dieser Effekt zu einem Verlust von über 430'000 Jobs führen.
Und nicht nur Firmen leiden unter höheren Preisen, sondern auch die Konsumenten. Mittlerweile ist die Hälfte der Produkte aus China mit Zöllen belegt. Trump hofft, dass so die Konsumenten mehr inländische Ware kaufen. Doch das ist Wunschdenken. Viele Produkte werden gar nicht mehr in den USA hergestellt. Beispielsweise Smartphones. Darauf wird kein Amerikaner verzichten, nur weil der Präsident die Zölle erhöht hat. Er wird das Gerät so oder so kaufen, hat dafür aber weniger Geld im Sack. Das dürfte die US-Wirtschaft kaum freuen.