WHO-Chef greift Pharmaindustrie wegen Impfstoff-Verteilung an
In den Augen von Tedros Adhanom Ghebreyesus verteilt die Pharmaindustrie die Impfstoffe nicht fair genug. Er fordert mehr Impfdosen für arme Länder.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chef der WHO kritisiert die Pharmaindustrie stark.
- Arme Länder hätten zu wenige Impfdosen.
- Tedros Adhanom Ghebreyesu fordert eine faire Verteilung.
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Prioritäten von Pharmaherstellern bei der Verteilung von Covid-Impfstoffen kritisiert. Tedros Adhanom Ghebreyesus reagierte damit am Mittwoch auf eine Mitteilung des internationalen Branchenverbandes IFPMA.
Reiche Staaten würden jetzt über so viele Impfdosen verfügen, dass Dosen an ärmere Staaten abgeben könnten. Und das, ohne ihre eigenen Impfkampagnen einzuschränken. «Ich war entsetzt, als ich das gelesen habe», sagte Tedros in Genf. Es sei schon seit langem genug Impfstoff für reiche und arme Länder da.
Reiche Länder haben viel höhere Impfraten
Laut WHO sind bislang 80 Prozent aller weltweiten Corona-Impfungen in Ländern mit hohen und mittleren Einkommen erfolgt. Noch kein einziges armes Land hat eine Impfrate von zehn Prozent erreicht.
«Wir haben Gleichbehandlung von Beginn an eingefordert. Nicht erst, wenn die reichsten Länder versorgt sind», sagte Tedros bei einer Pressekonferenz. «Die Armen der Welt sollen sich mit Überresten zufriedengeben. Solange die Firmen und Länder, die das globale Angebot kontrollieren, so denken, werde ich nicht schweigen.»
Tedros sprach sich erneut gegen Auffrischungs-Impfungen aus. Durch ein Aussetzen dritter Impfungen könnten Menschen in allen Länder schneller vor Covid-19 geschützt werden, sagte er.