Affoltern am Albis: Bald 38-Stunden-Woche für Angestellte?

Der Gemeinderat von Affoltern am Albis strebt statt einer Lohnerhöhung eine Arbeitszeitverkürzung an. Doch das stösst auf Gegenwind.

Arbeitsplatz im Home-Office: Zu Hause lässt es sich oft ungestörter arbeiten. - Fabian Strauch/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Gemeinderat von Affoltern am Albis will eine 38-Stunden-Woche einführen.
  • Für Affoltern bedeutet dies eine finanzielle Mehrbelastung von 2,3 Millionen Franken.
  • Grund ist anscheinend die immer schwerer werdende Besetzung von offenen Stellen.

Vor den Sommerferien hat der Gemeinderat von Affoltern am Albis einen wichtigen Entscheid im Hinblick auf den Fachkräftemangel gefällt. Bei Vollbeschäftigung sollen rund 350 der insgesamt 500 Mitarbeitenden im Säuliämtler Bezirkshauptort künftig nur noch 38 Stunden arbeiten.

Bisher waren es 42 Stunden pro Woche. Diese Reduktion der Arbeitszeit um 10 Prozent bedeutet für die Gemeinde Affoltern eine finanzielle Mehrbelastung von 2,3 Millionen Franken.

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Stadtpräsidentin Eveline Fenner erklärte dem «Anzeiger im Bezirk Affoltern», dass die Besetzung von offenen Stellen immer schwieriger wird. Deshalb habe man sich für eine Pensenreduktion entschieden. Dies solle als Anreiz für die Angestellten dienen, bevor man Leistungen abbauen müsse, so Fenner.

Stadtrat verspricht sich Einsparpotenziale

Sowohl finanzkräftigere Nachbargemeinden als auch florierende Unternehmen im Kanton Zug gewährten Löhne, mit denen Affoltern nicht mithalten könne.

Dies würde das Lohngefüge destabilisieren, wie Fenner im Interview erklärte: Wenn Quereinsteiger mehr verdienen als erfahrene Berufsleute mit mehrjähriger Berufserfahrung, führe dies zu Unzufriedenheit.

Neben Mehrausgaben verspricht sich der Stadtrat von der Einführung der 38-Stunden-Woche auch Einsparpotenziale, etwa durch den Abbau von Leiharbeitern. Dadurch könnten Ausgaben von mehreren hunderttausend Franken eingespart werden.

Kürzere Arbeitszeiten stossen auf Gegenwind

Laut Fenner hat sich die Aussicht auf kürzere Arbeitszeiten positiv auf Bewerbungsgespräche ausgewirkt. Allerdings habe sie auch besorgte Rückmeldungen aus Nachbargemeinden erhalten, die befürchten, dem Beispiel folgen zu müssen. Auch das örtliche Gewerbe hat in der vergangenen Woche Widerstand gegen die Pläne angekündigt. In den Affoltemer Betrieben zeichne sich eher ein Trend zur 43-Stunden-Woche ab.

Über eine allfällige Arbeitszeitverkürzung in Affoltern am Albis wird das Stimmvolk im Herbst entscheiden.