Wachturm aus spätrömischer Zeit in Schlatt entdeckt

Kanton Thurgau
Kanton Thurgau

Frauenfeld,

Wie der Kanton Thurgau mitteilt, zeugen ein Turmfundament und Spitzgräben von den Strategien der Römer gegenüber den Germanen nördlich des Rheins.

Übersicht Rhein
Gemeinde Schlatt. - Kanton Thurgau

Der sogenannte Schaaren am Hochrhein ist sowohl Erholungsgebiet wie Naturreservat – er birgt aber auch wichtige Zeugen der bewegten Geschichte der Region.

So sind bereits eine bronzezeitliche Siedlung, ein römischer Wachturm sowie vor allem Befestigungen aus den Napoleonischen Kriegen aus dem Jahr 1799 nachgewiesen – auch im Zweiten Weltkrieg wurden heute noch sichtbare Kampfbauten (Bunker) errichtet.

Heute ist das Gebiet fast vollständig bewaldet.

Weitere Objekte wurde gefunden

Bereits vor 20 Jahren fand ein ortsansässiger Mitarbeiter des Amtes für Archäologie auf einer weiteren Fläche auffällig viele römische Münzen, was sich bis vor Kurzem nicht erklären liess.

Nachdem im Winter Waldarbeiten durchgeführt wurden, kamen weitere Objekte zum Vorschein, darunter auch römische Ziegel, Bausteine aus Tuff sowie typische Ausrüstungsteile römischer Soldaten aus der Zeit nach 300 nach Christus.

Ebenso liess sich im Fundbereich auf dem Geländemodell eine quadratische Struktur erkennen.

Von der Vermutung zur Sondiergrabung

Zwar wiesen die Indizien auf einen römischen Wachturm hin, doch waren diese Befestigungsanlagen in der Zeit um 1900 systematisch gesucht und zahlreiche Anlagen auf der Strecke von Basel bis nach Stein am Rhein gefunden und erforscht worden.

Ein neuer Standort war östlich des Rheinfalls nur einmal, 1991 in Diessenhofen beim Unterhof, entdeckt worden – dies bei der Renovation der Burganlage.

Da Forstarbeiten im Gange waren, erlaubten schliesslich die Forstorgane der Kantone Thurgau und Schaffhausen eine Sondiergrabung.

In zehntägiger Arbeit Ende Januar 2023 wurde schliesslich das Gebiet sondiert.

Spitzgraben zeichnete sich deutlich ab

An der Oberfläche der bei Waldarbeiten weitgehend geräumten Fläche war praktisch nichts zu sehen.

Vom Fundament eines nahezu quadratischen, rund sieben mal sieben Meter messenden Gebäudes mit rund einem Meter dicken Mauern verblieben nur Mörtelreste, einige Steine sowie der Fundamentgraben.

Der um die Anlage im Abstand von etwa fünf Meter gezogene Spitzgraben zeichnete sich dagegen deutlich im kiesigen Untergrund ab.

Es ist zu vermuten, dass dazu eine Palisade oder Holzbefestigung bestand.

Hinweise deuten auf Teile eines Systems

Die Grabung blieb auf einige Schnitte beschränkt und hatte das «Archiv im Boden» und das empfindliche Waldgebiet zu schonen; die Grabungsflächen wurden wieder sorgfältig eingedeckt.

Es bestehen aufgrund der Beobachtungen wenig Zweifel daran, dass die untersuchten Spuren wirklich zu einer turmartigen Befestigung der Zeit ab Ende des dritten bis Ende des vierten Jahrhunderts gehören.

Auffällig ist, dass auch diese Neuentdeckung schlechter erhalten ist als die Befestigungen westlich des Rheinfalls, von denen einige – etwa auf der Tössegg im Kanton Zürich – die Zeit relativ gut überdauert haben.

Einen klaren Akzent setzte schliesslich Kaiser Valentinian kurz nach 370 nach Christus, der ein letztes Mal versuchte, mit Bauten die Rheingrenze und das Hinterland zu befestigen; Grund dafür waren zweifellos die von Norden her drohende Gefahr von Einfällen und Raubzügen und mangelnde Ressourcen des römischen Reiches, das seit dem dritten Jahrhundert zumindest im Westen in einem eigentlichen Niedergang begriffen war.

Fragen bleiben offen

Während der neu entdeckte Wachturm gut in die allgemeinen historischen Überlegungen passt, ist doch unklar, wann genau er entstand und mit welchen Anlagen er in Beziehung stand.

Ausser wenigen Funden gibt es kaum Hinterlassenschaften einer Besatzung.

Aus anderen solchen Befestigungen gibt es Hinweise, dass offensichtlich germanische Hilfstruppen im Dienst standen und auch Gewerbe ausgeübt wurde; die Grenztruppe musste sich – so auch die schriftlichen Berichte – weitgehend selber versorgen.

Von der Anlage ist im Gelände nichts zu sehen, sie wird aber im Rahmen der historischen Pfade im Gebiet Schaaren erklärt und sichtbar gemacht werden.

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