Ex-Polizist Spahr: «Fühlte mich als Privatperson nicht mehr frei»
Nach einer Verurteilung wegen Rassendiskriminierung kündigte Adrian Spahr (Junge SVP) seinen Polizei-Job. In einem Interview erklärt er nun, wieso.
Das Wichtigste in Kürze
- Adrian Spahr ist JSVP-Co-Präsident in Bern und war Polizist bei der Kapo Basel.
- Seinen Job hat er nach einer Verurteilung wegen Rassendiskriminierung gekündigt.
- Er fühlte sich in seiner persönlichen Freiheit eingeschränkt.
Adrian Spahr, Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern und Beschuldigter in einem Verfahren wegen mutmasslicher Rassendiskriminierung, fühlte sich «als Privatperson nicht mehr frei». Deshalb kündigte er seinen Job als Polizist bei der Kantonspolizei Basel-Stadt.
In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem «Bieler Tagblatt» sagt der 26-Jährige, ihm sei wichtig, dass er sich privat äussern könne, wie er wolle. Wenn er das nicht mehr könne, müsse er «gewisse Anpassungen machen».
Ihm habe es auch zu schaffen gemacht, dass er nach der ersten Verurteilung wegen Rassendiskriminierung von der Basler Polizei in den Innendienst versetzt worden sei. Die Arbeit «draussen auf Patrouille» habe ihm viel besser gepasst.
Nach eigenen Angaben kündigte Spahr den Job in Basel per Ende Juni. Nun wohne er in Lengnau BE und wolle arbeiten, um Geld zu verdienen. Im Seeländer Dorf wuchs Spahr auf.
Wegen Rassendiskriminierung verurteilt
Spahr wurde 2018 zusammen mit dem anderen Co-Präsidenten der JSVP Kanton Bern, Nils Fiechter, im Strafbefehlsverfahren wegen Rassendiskriminierung verurteilt. Dies wegen einem im Februar 2018 auf der Facebook-Seite der JSVP publizierten Wahlplakat.
Die Zeichnung zeigte einen Schweizer in Sennentracht, der sich vor einem Abfallhaufen einer Wohnwagensiedlung die Nase zuhält. Im Hintergrund verrichtet ein Wohnwagenbewohner gerade seine Notdurft.
«Wir sagen Nein zu Transitplätzen für ausländische Zigeuner!», stand auf dem Plakat, das Bezug nahm auf Vorfälle am Rand eines Autobahnrastplatzes bei Wileroltigen BE. Dort hatten im Juni 2017 bis zu 500 ausländische Fahrende mit etwa 200 Wagen ein Gelände besetzt, was für Spannungen sorgte.
Spahr und Fiechter zogen Urteil vor Bundesgericht
Berner Regionalgericht und bernisches Obergericht bestätigten den Schuldspruch, den Spahr und Fiechter jeweils an die nächste Instanz weiterzogen. Demnächst beugt sich das Bundesgericht über den Fall.
Spahr sagt im Interview weiter, er finde es wichtig, dass auch Polizisten, welche in der Politik kaum vertreten seien, eine Stimme hätten. Lehrer und Sozialarbeiter seien «eher politisch aktiv». Seine Vorgesetzten hätten gewusst, dass er politisch tätig sei, als sie ihn angestellt hätten.
Im Nachhinein würde er das Plakat nicht mehr so gestalten wie im Jahr 2018, «wenn ich sehe, was dies alles ausgelöst hat». Wenn sich Fahrende dadurch verletzt fühlten, würde er ihnen sagen, das tue ihm leid. Solche Szenen wie auf dem Plakat habe es aber gegeben, dazu stehe er weiterhin.
Er werde politisch weitermachen wie bisher. Gerade seien er und Fiechter für weitere drei Jahre als Co-Präsidenten der Jungen SVP Kanton Bern im Amt bestätigt worden. Fiechter bestätigte dies auf Anfrage. Die Wahl erfolgte an einer Hauptversammlung Ende Juni in Bern.