Ernährungscoach zeigt, wies geht: gesund und fit trotz Quarantäne

Weniger Bewegung - dafür mehr Zeit zum Kochen? Die Quarantäne birgt durchaus Vorteile. Ein Ernährungsexperte gibt Tipps und Tricks für zu Hause.

Dank dem Internet finden Sie zahlreiche Anleitungen zu Home-Workouts. - Keystone

Zu Hause ausharren - das kann nach ein paar Wochen ganz schön an die Nieren gehen. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Körper auch während dieser Zeit gesund und fit halten.

Andy Büttler ist Ernährungsexperte und führt die Gesundheitspraxis in Balsthal. Dort begleitet er Menschen zu einer natürlichen, gesunden Lebensweise. Seine Motivation ist es, den Menschen Wege zur Selbsthilfe aufzuzeigen.

Andy Büttler ist Ernährungscoach in der Gesundheitspraxis Balsthal tätig. - z.V.g.

Die Quarantäne kann durchaus auch als Vorteil genutzt werden, wie der Ernährungsexperte im Interview mit Nau verrät.

Nau.ch: Momentan befinden sich viele Menschen zu Hause. Wie soll man sich gerade in dieser Situation ernährungstechnisch verhalten?

Andy Büttler: Mein persönlicher Ratschlag ist, sich so natürlich wie möglich zu ernähren. So wenig weissen Zucker wie möglich. Wenig Kohlenhydrate, vor allem am Abend.

Gut sind kaltgepresste Öle. Olivenöl, Rapsöl, Leinöl. Genug Eiweiss ist wichtig, vor allem im Alter. Fleisch hat nicht mehr Priorität, denn es gibt viele gute Eiweissquellen wie z.B. Magerquark, Eier, Käse, Linsen u.s.w.

Ganz wichtig sind auch viel Gemüse, Salat und Früchte. Ich empfehle Früchte aus der Region. Ausserdem sollte darauf geachtet werden, dass wir trotz Quarantäne genügend Flüssigkeit zu uns nehmen. Also Wasser ohne Kohlensäure, Tee oder Säfte.

Auf weissen Zucker soll möglichst verzichtet werden. - Pixabay

Wichtig sind auch genug Vitamine und Mineralsstoffe. Vor allem Vitamin D3 und Vitamin C braucht unser Immunsystem. Mein grosses Anliegen: Nur so viel Nahrung zu sich nehmen, wie der Körper auch braucht.

Nau.ch: Zu Hause ist der Kühlschrank nah. Viele naschen öfters als zuvor. Was hilft dagegen?

Naschen und zu viel essen hat oft mit der Seele zu tun. Wir kompensieren über das Essen ein Manco im Inneren. Was hilft? Freude empfinden. Noch wichtiger ist jetzt, die sozialen Kontakte zu pflegen, mit allen Mitteln, die uns halt zur Verfügung stehen.

Auch ein Hobby kann helfen. Etwas in Angriff nehmen, das man schon lange machen wollte. Selber aktiv werden, sich um andere Menschen kümmern, indem man ihnen schreibt, anruft, Karte schickt, u.s.w.

Nau.ch: Welche Nahrungsmittel empfehlen Sie aktuell besonders?

Hauptsächlich leichte Nahrung und Ballaststoffe für die Verdauung, zum Beispiel Leinsamen, Bio Müesli, Gemüse und Früchte.

Frisches Gemüse und Früchte können beim regionalen Bauern bezogen werden. - Pixabay

Nau.ch: Die Leute haben wieder mehr Zeit zum Kochen, da viele zu Hause sind. Könnte dadurch auch die Ernährung wieder gesünder und frischer werden?

Ja das denke ich. Die Leute kaufen momentan viel bewusster ein. Es gehen viel mehr Leute auf den Bauernhof, um sich gesunde, frische Nahrung zu besorgen. Und es wird bewusster und mit Liebe gekocht, das wirkt sich auch auf die Energie der Nahrung aus.

Nau.ch: Wie sieht es mit der Bewegung aus? Sollen die Leute noch nach draussen, um sich zu bewegen?

Es gilt sich an die Anordnung des Bundesrates zu halten. Gottlob sind wir noch nicht eingesperrt. Es sind Empfehlungen. Trotzdem muss man sich auch draussen schützen, wie vom Bundesrat empfohlen.

Für mich ist Bewegung in der Natur sehr wichtig. Fitnessübungen kann man gut zu Hause machen, auch ohne Kraftgeräte. Es gibt genügend gute Videos.

Ich empfehle Spaziergänge in der Natur, Walken, Joggen, Fahrradfahren oder Biken. Der altbekannte Fitnessparcour im Wald. Jedoch mit zwei Metern Abstand und nicht mehr als fünf Personen!

Halten Sie beim Outdoor-Workout unbedingt die Verordnungen des Bundes ein. - Pixabay

Nau.ch: Sie haben das Schlusswort.

Wichtig ist, das Positive zu sehen an der momentanen Situation. Sie entschleunigt uns. Wir können nach innen gehen, in die innere Ruhe, ohne etwas zu wollen.

Es tut gut, sich einmal nur auf den Atem zu konzentrieren, zu meditieren. Oder auch träumen: Was ist mir von Herzen wichtig in meinem Leben?

Wie möchte ich mein Leben gestalten, wenn die Krise vorbei ist? Was begeistert mich am Leben? Was für brach liegende Begabungen in mir möchte ich erwecken? Oder auch: Wen kann ich unterstützen, dem es nicht so gut geht?

Oftmals kann die Angst um die eigene Gesundheit schlimmer sein als der Virus selbst. Darum sollten wir nicht zu viele angstmachende Nachrichten schauen und lesen.